Theodor Classens

Fotograf

Lebensdaten

Magdeburg – fotografisch tätig von 1890 bis nach 1951 - das Atelier "Classens"

Werdegang, Arbeitsgebiete

Magdeburger Atelier-Standorte waren:

- 1890 bis 1891 Altes Brückthor 3/4

- 1891 bis 1892 Altes Brückthor 3/ 4 u. Jacobsstr. 4

- 1893 bis 1895 Altes Brückthor 3/ 4 u. Breite Weg 269

- 1896 bis 1938 Altes Brückthor 3/ 4 u. Atelier in Burg Schartauerstr.16 (aber Zeitraum unbekannt)

- 1939 bis 1943 Johannisbergstr. 7c

- 1950/51 Liebigstr. 6 II

Vally Classens (* 1860 in Breslau †1927 in Magdeburg) hat am 20. März 1890 ihr fotografisches Atelier eröffnet und das durch eine Anzeige bekannt gegeben. Sie ist in den Adressbüchern bis 1895 entsprechend eingetragen. Ab 1896 lautet der Eintrag auf Theodor Classens(*1857 in Aachen †1909 in Magdeburg).

Theodor und Vally haben 1883 in Berlin geheiratet. Sie Schauspielerin, er Tenor, haben sich wahrscheinlich noch in Berlin der Fotografie zugewandt und diese erlernt. Der Vater von Theodor Classens war in Aachen Fotograf, aber zum Zeitpunkt der Hochzeit 1883 schon verstorben.

Wahrscheinlich sind Vally und Theodor Classens durch ein Engagement am Theater nach Magdeburg gekommen und haben sich dann hier auch fotografisch niedergelassen.

Der fotografische Hauptstandort für das Atelier Classens war von 1890 bis 1938 „Am alten Brückthor 3-4“ gegenüber dem Wilhelm-Theater.

In der Jacobsstr.4, wo bisher der Fotograf August zur Mühlen war, wird vom Mai 1891 bis ca. Feb./März 1892 ein Atelier mit Namen „Victoria“ betrieben. Wer sich dahinter verbirgt, ist unklar. Zur Zeit wird angenommen, dass es Vally Classens ist, da sich dies auch von einem Adressbucheintrag 1892 ableitet. Warum V. Classens das Atelier neben ihrem eigenen Atelier am Brückthor 3-4 unter diesem Namen laufen ließ, erschließt sich z.Z. nicht. Es könnte sich aber auch um den Fotografen Rudolf Günther handeln, der ab 1892 hier ein Atelier gleichen Namens betreibt. Eventuell haben Vally Cassens und R. Günter bezogen auf das Atelier Jacobsstr. auch zeitweilig zusammen gearbeitet.

Ab 1892 taucht der Name Theo Classens in Anzeigen als Repräsentant für das Atelier Classens erstmalig auf. Es wird jetzt neben dem Atelier am alten Brückthor 3u. 4 noch eine Filiale im Breite Weg 269 ab Oktober 92 bis 1895 betrieben. Ab diesen Zeitraum haben sich wohl die Classens voll auf die Fotografie konzentriert.

An den beiden Standorten Brückthor und Breite Weg gibt es wahrscheinlich ein paralleles Arbeiten von Vally und Theo Classens. Wer sonst noch als Fotograf hier tätig war, ist nicht bekannt.

1894 und 1895 ist Theo Classens für zwei Jahre Vorsitzender des Photographen-Vereins in Magdeburg. (Siehe Eintrag im Adressbuch unter Vereine) Einzelheiten zu seiner und zur Vereinsarbeit aus dieser Zeit liegen nicht vor.

Ab um 1896 werden in Anzeigen usw. ausschließlich nur noch der Name „Classens“ und „Theo Classens“ im Zusammenhang mit dem fotografischen Unternehmen verwendet.

In einer Anzeige vom Nov. 1896 macht Classens auf seine große künstlerische Ausstellung, 4 Schaufenster und 4 große Schaukästen, am Hause aufmerksam.

Th. Classens muss wohl 1897 Kaiser Wilhelm II. fotografisch portraitierthaben. Dafür hat er schriftlich eine besondere Anerkennung für die Fotos erfahren. In einer Anzeige vom 13. 2.1898 teilt Classens diesen „ Allerhöchsten Dank und Anerkennung Sr. Majestät des Deutschen Kaisers Wilhelm II.“ seinen Kunden und den Bürgern von Magdeburg mit.

Auf den Fotokartonrückseiten wurde dieser Dank ebenfalls aufgedruckt.

Ab um 1898 werden duch Th. Classens Postkarten mit eigenen Fotografien angeboten.

Im Zeitraum zwischen 1897 bis 1906 hat Theodor Classens zeitweilig in Burg in der Schartauerstr.16 ein weiteres Atelier eröffnet. In Burg wurde nicht recherchiert, daher sind z.Z. keine Angaben möglich.

Theo Classens ist im Nov. 1909 mit 52 Jahren verstorben. Seine Ehefrau Vally hat das Atelier weitergeführtund ist ab 1911 in den Adressbüchern auch als Inhaberin eingetragen.

Der gemeinsame Sohn von Vally und Theo Classens, Hermann Classens, der Opernsänger und auch Fotograf war, ist wahrscheinlich um 1909/1910 nach dem Tod des Vaters mit in das Fotografische Unternehmen der Familie eingestiegen. Das Atelier lief aber unter dem Namen Theo Classens weiter.

In Zeitungen wird im März 1915 auf das 25jährige Betriebsjubiläum des Ateliers Classens aufmerksam gemacht und auf den hohen Bekanntheitsgrad und die Leistungsfähigkeit verwiesen. Es wird berichtet, dass sich der Betriebsleiter des Ateliers, Hermann Classens, zur Zeit im Felde befindet. Hermann Classens hat offensichtlich die Funktion des Betriebsleiters im Unternehmen übernommen, Vally Classens ist nach wie vor Inhaberin.

Im März 1927 verstirb die Inhaberin der Photographischen Unternehmung Valli Classens mit 67 Jahren, ihr Sohn Hermann Classens der bisher schon die Geschicke der Unternehmung teilweise geleitet hat, wird Inhaber und führt das Unternehmen weiter.

Ab 1931 ist Hermann Classens nur noch als Fotograf mit dem Atelier Th. Classens eingetragen, nicht mehr als Sänger.

In den 1930iger Jahren ist in den Adressbüchern der Standort „Am alten Brücktor“ für das Atelier angegeben und danach die Johannisbergstr.7c. Es ist aber nicht erkennbar, wann der Standortwechsel vollzogen wurde.

Im Adressbuch von Magdeburg ist 1950 das Atelier Classens mit Hermann Classens unter der Liebigstr. 6 II vermerkt.

Zeitlich weiterführende Recherchen wurden nicht angestellt

Ausgehend davon, dass alle drei Classens, Vally, Theo und Hermann auch als Schauspieler und Sänger tätig waren und offensichtlich weiterhin viele Kontakte zu Künstlern gepflegt haben, sind die Classens wohl auch für Künstleraufnahmen im Atelier und auf Bühnen gebucht worden. Vereinzelt lassen sich solche Aufnahmen auch heute noch finden.

Ansatzpunkte für weitere Recherchen

Fotografen mit dem Namen Classens, schreibweise auch Claßens, wurden noch entdeckt – Cornal Classens in Bonn a/Rh Wenzelgasse 35; Classens Bonn Wenzelgasse 45; Classens Bonn Meckenheimerstr. 11; Aug. Classens Aachen Hochstr. 19 (AB Aachen1887/1889); Heinr. Classens Themat i/Thür;. Die Frage ist, ob zwischen den Classens Verbindungen nachweisbar sind und zu welchen Zeiten haben diese Fotografen gearbeitet?

Bestand

Einzelne CdV-/Kabinettfotos, R. Dressler

Quellen

- Eigene Dokumentation „Photographische Spurensuche“ 1839 bis um 1950, mit Anzeigen und Fotos, Reinhard Dressler, Schönebeck/E.

- Archivalien aus dem Stadtarchiv Magdeburg