Longinus de Munter

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Fotograf, Franziskanerpater

Lebensdaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

eigentlich: Robert de Munter

Geb. 1899 in Dadizele/B, gest. 1991 in Antwerpen

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Robert de Munter, als Franziskanermönch Pater Longinus genannt, nimmt in der belgischen Amateurfotografie der Zeit von etwa 1930 bis in die 1960er Jahre einen recht einzigartigen Platz ein.

Das liegt nicht nur an der Qualität und dem sehr persönlichen Charakter seines Oeuvres, aber sicherlich auch daran, dass diese Fotoarbeit am Rande seiner Arbeit als Prediger und Seelsorger entstanden ist und in gewisser Weise auch immer wieder auf diese verweist.

Es war der Zeichner und Maler Dirk Baksteen, der Longinus de Munter in den 1920er Jahren als Prediger in Turnhout mit der Fotografie bekannt machte. In Lokeren, wo Longinus de Munter tatsächlich wohnte, trat er dem örtlichen Fotoclub bei, der vom Notar Jozef Van Winckel mit strenger, aber geschickter Hand geleitet wurde. Ein Treffen mit dem Fotografen Edmond Moulu, der ihn stark ermutigte, gab den entscheidenden Anstoß weiterzumachen.

Zunächst nutzte Longinus de Munter eine Kamera mit 9 x 12 cm-Platten, doch um 1938 erhielt er Zugang zu einer Leica III. Während seine frühen Arbeiten noch teilweise bildnerische Züge aufweisen, auch weil sie oft auf Gevaluxe-Papier gedruckt wurden, brachte die Umstellung auf „35-mm-Fotografie“ einen stilistischen Wandel mit sich. Die etwas schlechtere technische Qualität, die sich vor allem bei Ausstellungsvergrößerungen bemerkbar machte, konnte durch die größere Agilität und Spontaneität problemlos kompensiert werden. Longinus de Munter nutzte diese Eigenschaften vor allem beim Fotografieren von Kindern, Menschen oder Glaubensbrüdern, die er während seiner pastoralen Tätigkeit als Wanderprediger traf. Die Geschichten darüber, wie Pater Longinus es wagte, die Kinder, die für ihn posierten, zu necken und dann im richtigen Moment zuzuschlagen und ihren Ausdruck von Überraschung, Erwartung, Freude oder Trauer einzufangen, sind legendär.

Longinus de Munter nahm vor allem in der Nachkriegszeit aktiv und erfolgreich am Salonleben teil. Allerdings ist sein Oeuvre reicher und subtiler, als man sich ein Bild machen kann, wenn man sich nur auf die in Zeitschriften und Katalogen abgebildeten Werke verlässt.

Die Vorliebe des Publikums galt oft seinen fast karikierten „Köpfen“, Porträtstudien von Exzentrikern, Einzelgängern und alten Menschen, die vom harten Leben stark gezeichnet waren. Er schuf jedoch auch Porträts mit mehr psychologischer Tiefe, darunter auch von Mädchen und jungen Frauen, die unsicher in der Welt waren im Übergang von der Jugend zum Erwachsenenalter.

Weitere Aspekte der Fotografie von Longinus lassen sich vor allem in einer Reihe von Publikationen entdecken, die er unter seinem eigenen Namen oder in Zusammenarbeit mit anderen veröffentlichte. Das Buch „Terra d’Amore" stammt aus dem Jahr 1949.

In „Durch Alt-  und Neu-Italien“ berichten Hilarion Thans (Text) und Longinus de Munter (Fotografie) von ihrer gemeinsamen Italienreise 1935.

Sein letztes Fotobuch „Jerusalem“ erschien 1969 mit Texten von Albert De Swaef.

1991, kurz vor seinem Tod, organisierte das Stadtmuseum Lokeren eine Retrospektive seiner fotografischen Arbeit. Anschließend erschien eine Monographie, die von Jef Ballinckx und Karel Van Deuren zusammengestellt wurde.“ [1]

Quelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zitiert aus: Belgische Fotografen 1840-2005, Ausst.-Katalog FotoMuseum Provincie Antwerpen (PA), Antwerpen 2005, ISBN 90-5544-556-8