Theo Schafgans: Unterschied zwischen den Versionen
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In der Zeit des Zweiten Weltkriegs waren es vor allem Soldaten und Offiziere, die seine Arbeit in Anspruch nahmen, während es Angehörigen der NSDAP verboten war, sich bei Theo Schafgans fotografieren zu lassen. Umso stärker wandte er sich wieder der Landschaftsfotografie zu. Eines der größeren Auftragsprojekte aus dieser Zeit war die Bebilderung des Standardwerks "Röntgen-Aufnahmetechnik" von [http://www.robert-janker-klinik.de/Themen/ueber-uns/Historie/75-Jahre-MediClin-Robert-Janker-Klinik-Aus-Tradition-dem-Namen-verpflichtet.aspx Robert Janker]. | In der Zeit des Zweiten Weltkriegs waren es vor allem Soldaten und Offiziere, die seine Arbeit in Anspruch nahmen, während es Angehörigen der NSDAP verboten war, sich bei Theo Schafgans fotografieren zu lassen. Umso stärker wandte er sich wieder der Landschaftsfotografie zu. Eines der größeren Auftragsprojekte aus dieser Zeit war die Bebilderung des Standardwerks "Röntgen-Aufnahmetechnik" von [http://www.robert-janker-klinik.de/Themen/ueber-uns/Historie/75-Jahre-MediClin-Robert-Janker-Klinik-Aus-Tradition-dem-Namen-verpflichtet.aspx Robert Janker]. | ||
In Bonn gehörte Theo Schafgans einem verdeckten Kreis von Regimegegnern an. Manchen Verfolgten stellte er in seiner Dunkelkammer gefälschte Ausweise her. Im Sommer 1944 wurde er inhaftiert und in ein Strafarbeitslager der Organisation Todt bei Bedburg/Erft verschleppt, aus dem er jedoch nach einigen Wochen fliehen konnte, um sich anschließend mit seiner Frau abzusetzen und nach Dornstetten im Schwarzwald zu gelangen, wo beide unter falschen Namen den Krieg überlebten, während ihr Sohn | In Bonn gehörte Theo Schafgans einem verdeckten Kreis von Regimegegnern an. Manchen Verfolgten stellte er in seiner Dunkelkammer gefälschte Ausweise her. Im Sommer 1944 wurde er inhaftiert und in ein Strafarbeitslager der Organisation Todt bei Bedburg/Erft verschleppt, aus dem er jedoch nach einigen Wochen fliehen konnte, um sich anschließend mit seiner Frau abzusetzen und nach Dornstetten im Schwarzwald zu gelangen, wo beide unter falschen Namen den Krieg überlebten, während ihr Sohn Hans zunächst auf sich alleine gestellt durch Deutschland floh. Das verwaiste Atelier wurde von der Fotografin Ingrid Hogrefe - später [http://www.rak-bonn.de/text/bestaende.htm Ingrid von Wersebe-Hogrefe] (1920-2006) -, die bei Schafgans gelernt hatte, betreut, bis das Gebäude im Oktober 1944 bei einem Bombenangriff zerstört wurde, wobei der gesamte Archivbestand aus den ersten neunzig Jahren des Ateliers verbrannte. Ca. 300 Abzüge und eine Auswahl von privaten fotografischen und schriftlichen Überlieferungen, die Theo Schafgans zuvor vorsorglich an einen sicheren Ort verbracht hatte, blieben hingegen erhalten und zählen heute zu den besonders aufschlussreichen Dokumenten des Schafgans Archivs. | ||
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Im August 1951 konnte Theo Schafgans mit seiner Familie das mittlerweile neu aufgebaute Haus am alten Platz in der Rathausgasse - nunmehr Rathausgasse 9 - wieder beziehen. Seine offiziellen Amtsbildnisse des ersten Bundespräsidenten und des ersten Bundeskanzlers fanden schnell Beachtung. 1950 wurde sein Adenauer-Porträt auf der ersten Photokina in Köln mit der Mataré-Medaille ausgezeichnet. Rasch wurde das Atelier wieder zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt in der mittlerweile zur Bundeshauptstadt avancierten Stadt Bonn. Viele bekannt gewordene Porträts prominenter Persönlichkeiten der Nachkriegszeit aus Politik, Kunst, Kultur und Wirtschaft knüpften an das Schaffen der zwanziger und dreißiger Jahre an. Intern ergab sich eine Arbeitsteilung insoweit, als Hans Schafgans mit Beginn der fünfziger Jahre das Gebiet der Architekturfotografie übernommen hatte. Im Porträtbereich wurde Theo Schafgans von der Fotografin Elke Prüss - später Elke Oellers (1933-1997) - unterstützt, die von 1956 bis 1972 als Angestellte im Atelier beschäftigt war. | Im August 1951 konnte Theo Schafgans mit seiner Familie das mittlerweile neu aufgebaute Haus am alten Platz in der Rathausgasse - nunmehr Rathausgasse 9 - wieder beziehen. Seine offiziellen Amtsbildnisse des ersten Bundespräsidenten und des ersten Bundeskanzlers fanden schnell Beachtung. 1950 wurde sein Adenauer-Porträt auf der ersten Photokina in Köln mit der Mataré-Medaille ausgezeichnet. Rasch wurde das Atelier wieder zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt in der mittlerweile zur Bundeshauptstadt avancierten Stadt Bonn. Viele bekannt gewordene Porträts prominenter Persönlichkeiten der Nachkriegszeit aus Politik, Kunst, Kultur und Wirtschaft knüpften an das Schaffen der zwanziger und dreißiger Jahre an. Intern ergab sich eine Arbeitsteilung insoweit, als Hans Schafgans mit Beginn der fünfziger Jahre das Gebiet der Architekturfotografie übernommen hatte. Im Porträtbereich wurde Theo Schafgans von der Fotografin Elke Prüss - später Elke Oellers (1933-1997) - unterstützt, die von 1956 bis 1972 als Angestellte im Atelier beschäftigt war. | ||
1962 erhielt Theo Schafgans für seine Verdienste um die deutsche Fotografie das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und die Ehrennadel des Centralverbandes Deutscher Photographen. 1964 wurde er in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) berufen und zum Ehrenmitglied der GDL ernannt. Als sich | 1962 erhielt Theo Schafgans für seine Verdienste um die deutsche Fotografie das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und die Ehrennadel des Centralverbandes Deutscher Photographen. 1964 wurde er in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) berufen und zum Ehrenmitglied der GDL ernannt. Als er sich 1967 zur Ruhe setzte und das Atelier seinem Sohn [[Hans Schafgans]] übergab, hatte er seit dem Krieg mehr als 16.000 Menschen aufgenommen und hinterließ ein Zeitzeugnis der sich formierenden westdeutschen Gesellschaft im Spannungsfeld von künstlerischem Porträt, Auftragsfotografie und Amtsbildnis. 1968 verfasste er seine Memoiren "Sechs Jahrzehnte hinter der Kamera - Mein Leben als Fotograf", die posthum 1984 in den "Bonner Geschichtsblättern" erschienen. | ||
Theo Schafgans starb am 2. November 1976 in Bonn. | Theo Schafgans starb am 2. November 1976 in Bonn. | ||
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[http://www.photolit.de/database/search.html?q=Wilfried+Weinke Wilfried Weinke, Verdrängt, vertrieben, aber nicht vergessen. Die Fotografen Emil Bieber, Max Halberstadt, Erich Kasten und Kurt Schallenberg, Hamburg 2003] | [http://www.photolit.de/database/search.html?q=Wilfried+Weinke Wilfried Weinke, Verdrängt, vertrieben, aber nicht vergessen. Die Fotografen Emil Bieber, Max Halberstadt, Erich Kasten und Kurt Schallenberg, Hamburg 2003] | ||
[http://www.photolit.de/database/search.html?q=Schafgans.+ Frank Günter Zehnder, Schafgans. 150 Jahre Fotografie, Köln 2004] | [http://www.photolit.de/database/search.html?q=Schafgans.+ Frank Günter Zehnder, Schafgans. 150 Jahre Fotografie, Köln 2004] | ||
Boris Schafgans, Wachsende Ferne leiser werdender Schritte - Theo Schafgans, mein Großvater, in: [http://www.photolit.de/database/search.html?q=Schafgans.+ Frank Günter Zehnder, Schafgans. 150 Jahre Fotografie, Köln 2004] | |||
Cornelia Kemp, Kamerabildnisse in natürlichen Farben - Theo Schafgans und die Jos-Pe-Farbfotografie, in: [http://www.photolit.de/database/search.html?q=Schafgans.+ Frank Günter Zehnder, Schafgans. 150 Jahre Fotografie, Köln 2004] | |||
Boris Schafgans, Negative der Nachkriegszeit - Das Archiv Schafgans, in: [http://www.photolit.de/database/search.html?q=Schafgans.+ Frank Günter Zehnder, Schafgans. 150 Jahre Fotografie, Köln 2004] | |||
[http://www.photolit.de/database/search.html?q=Schafgans+Vorsteher Dieter Vorsteher / Andreas Quermann, Das Porträt im XX. Jahrhundert. Fotografien aus der Sammlung des Deutschen Historischen Museums, Berlin 2005] | [http://www.photolit.de/database/search.html?q=Schafgans+Vorsteher Dieter Vorsteher / Andreas Quermann, Das Porträt im XX. Jahrhundert. Fotografien aus der Sammlung des Deutschen Historischen Museums, Berlin 2005] |
Version vom 23. März 2014, 13:29 Uhr
Fotograf
Lebensdaten
1892 - 1976
Werdegang
1892 - 1933
Theo Schafgans wurde am 16. August 1892 in Bonn geboren und war ein Sohn des Fotografen Theodor Schafgans. Er wuchs in einer Familie auf, die traditionell der Fotografie, aber auch der Malerei und dem Theater verbunden war. Sein Großvater hatte das erste fotografische Ateliergebäude in Bonn errichtet, sein aus Bayreuth stammender Urgroßvater war ein bedeutender Maler und Lehrer an der Bonner Universität, sein Großonkel ein gefeierter Wagner-Sänger, der über zehn Jahre an der Dresdner Oper wirkte. Sein Bruder Hans (gen. Schaffganz, 1891-1914) studierte Philosophie und promovierte über Nietzsche, sein Bruder Rudolf (gen. Schaffganz, 1899-1946) wurde Schauspieler.
1907, nach dem Tod seines Vaters, verließ Theo Schafgans das Gymnasium und ging für ein Jahr zur Lehre nach Köln in das Atelier Liesendahl, Habsburgerring 6. Im Herbst 1908 begann er seine fotografische Ausbildung an der "Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, Chemiegraphie, Lichtdruck und Gravüre" in München, wo er unter anderem die fotografischen Edeldruckverfahren wie Bromöl-, Gummi- und Platindruck erlernte. Im zweiten Studienjahr war er Schüler des deutsch-amerikanischen Piktorialisten Frank Eugene Smith. Zu dieser Zeit war er eng mit seinem Kommilitonen, dem später bekannten ungarischen Fotografen und Designer Josef Pécsi befreundet, mit dem er zeitweise auch zusammen in der Bayerstraße wohnte.
Nach dem Examen im Juli 1910 volontierte Theo Schafgans in den Münchner Ateliers von Henry Traut (Neuhauserstraße 9, Herbst 1910), Frank Eugene Smith (Theresienstraße 52, Winter 1910/11) und Franz Grainer (Theatinerstraße 38/39, Februar bis April 1911). Im April 1911 kehrte er nach Bonn zurück, um das von seinem Großvater 1854 gegründete Atelier Schafgans in der Rathausgasse 14 in dritter Generation zu übernehmen und nach baulichen Veränderungen mit einer Ausstellung aktueller kunstfotografischer Arbeiten als "Werkstätte für bildmäßige Portraitfotografie" am 28. Mai 1911 neu zu eröffnen.
Die ersten Berufsjahre brachten Theo Schafgans bereits erste Erfolge. Er war an wichtigen Ausstellungen beteiligt (Heidelberg 1912, München 1913, Deutscher Werkbund Köln 1914) und erhielt Anerkennungen und Auszeichnungen. Das erste veröffentlichte Foto erschien 1912 in der Zeitschrift "Das Atelier des Photographen". Als Beispiele seiner Arbeiten aus dieser Zeit gelten die Porträtbildnisse von Elly Ney (1912), Adolf und Frieda Busch (1913), Fritz Steinbach (1913), Erich Wolfgang Korngold (1914) und das bis heute maßgebliche Porträt von Max Reger (1913).
Während des Ersten Weltkriegs - sein Bruder Hans war bereits im Dezember 1914 gefallen - wurde Theo Schafgans von 1915 bis 1918 als Fotograf in einer Luftschiffer-Abteilung an der Westfront eingesetzt, die aus Fesselballons Luftbilder von den Kriegsgebieten in Belgien und Frankreich aufnahm. 1919 war er das jüngste Gründungsmitglied der von Kurt Schallenberg initiierten Gesellschaft Deutscher Lichtbildner (GDL), der unter anderem auch Hugo Erfurth, Minya Diez-Dührkoop und Fritz Matthies-Masuren angehörten. In den zwanziger Jahren war er vielfach der rheinischen Kunstszene und den Künstlern um Carlo Mense verbunden, stellte Bilder befreundeter Maler aus (1922 Eugen Hasenfratz, 1923 Herm Dienz, 1924 Leo Breuer) und beteiligte sich 1925 selber an der Ausstellung des "Jungen Rheinland". Das Atelier wurde zu einem beliebten Treffpunkt und Austragungsort legendärer Künstlerfeste und Konzerte. Seine Frau Hilde Schafgans, geb. Levy (1895-1986), die er im Mai 1923 geheiratet hatte, war zuvor Klavierpädagogin gewesen und erweiterte das Atelier um ein zweites Unternehmen, das "Kunstgewerbehaus Schafgans", in dem sie anspruchsvolle Produkte vertrieb und beispielsweise die damals neuartige Batik-Mode nach Bonn einführte.
Technischen Neuerungen stets aufgeschlossen, praktizierte Theo Schafgans von 1924 bis 1928 das Jos-Pe-Farbenverfahren und setzte sich für die aufkommende Leica-Kleinbildfotografie als Medium für Dokumentation und Reportage ein. Als Architekturfotograf des Neuen Bauens (Otto Bartning, Haus Wylerberg, 1925) trat er ebenso hervor wie als Landschafts- und Städtefotograf (Paris-Mappe 1926). Um 1929 tat er sich zusätzlich mit dem Maler und Graphiker Willy M. Stucke zu einer "Werkstatt für neuzeitliche Werbung" zusammen. Sein Schwerpunkt lag jedoch stets auf dem tiefgründig-ausdrucksvollen Porträt, das er aus dem Verständnis der avantgardistischen Kunstfotografie heraus in einem sehr persönlichen Stil entwickelte und während der zwanziger und dreißiger Jahre im Zeichen der Neuen Sachlichkeit weiter verdichtete. Seine Arbeiten, darunter viele Bildnisse von Musikern, Künstlern und Wissenschaftlern, zählen mit zu den wesentlichen Werken der deutschen Porträtfotografie aus dieser Zeit. In den zwanziger und dreißiger Jahren war die von ihm ausgebildete Fotografin Aenne Loevenich (1901-1994) seine Assistentin.
1933 - 1945
Im NS-Regime war das Atelier bereits 1933 von ersten Boykottmaßnahmen betroffen. Hilde Schafgans, die aus einer jüdischen Familie stammte, musste ihre eigene Firma aufgeben. Trotz Restriktionen und Gefährdungen gelang es Theo Schafgans, das Atelier aufrecht zu erhalten und der GDL auch noch anzugehören, nachdem sie gleichgeschaltet war. 1938 nahm er ein später bekannt gewordenes Bild des englischen Premiers Chamberlain auf dem Petersberg auf, aus dem gleichen Jahr stammen Porträts des Pianisten Alfred Cortot.
In der Zeit des Zweiten Weltkriegs waren es vor allem Soldaten und Offiziere, die seine Arbeit in Anspruch nahmen, während es Angehörigen der NSDAP verboten war, sich bei Theo Schafgans fotografieren zu lassen. Umso stärker wandte er sich wieder der Landschaftsfotografie zu. Eines der größeren Auftragsprojekte aus dieser Zeit war die Bebilderung des Standardwerks "Röntgen-Aufnahmetechnik" von Robert Janker.
In Bonn gehörte Theo Schafgans einem verdeckten Kreis von Regimegegnern an. Manchen Verfolgten stellte er in seiner Dunkelkammer gefälschte Ausweise her. Im Sommer 1944 wurde er inhaftiert und in ein Strafarbeitslager der Organisation Todt bei Bedburg/Erft verschleppt, aus dem er jedoch nach einigen Wochen fliehen konnte, um sich anschließend mit seiner Frau abzusetzen und nach Dornstetten im Schwarzwald zu gelangen, wo beide unter falschen Namen den Krieg überlebten, während ihr Sohn Hans zunächst auf sich alleine gestellt durch Deutschland floh. Das verwaiste Atelier wurde von der Fotografin Ingrid Hogrefe - später Ingrid von Wersebe-Hogrefe (1920-2006) -, die bei Schafgans gelernt hatte, betreut, bis das Gebäude im Oktober 1944 bei einem Bombenangriff zerstört wurde, wobei der gesamte Archivbestand aus den ersten neunzig Jahren des Ateliers verbrannte. Ca. 300 Abzüge und eine Auswahl von privaten fotografischen und schriftlichen Überlieferungen, die Theo Schafgans zuvor vorsorglich an einen sicheren Ort verbracht hatte, blieben hingegen erhalten und zählen heute zu den besonders aufschlussreichen Dokumenten des Schafgans Archivs.
1945 - 1976
Im Juni 1945 kehrte Theo Schafgans mit seiner Familie nach Bonn zurück. In einem provisorischen Domizil in der Baumschulallee 19 richtete er das Atelier neu ein und nahm am 1. Oktober den Betrieb wieder auf. Im Juli 1945 war er zum Obermeister der Photographen-Innung ernannt worden. In dieser Funktion, die er über zwei Amtszeiten bis 1951 ausübte, organisierte und gestaltete er federführend den Wiederaufbau der Berufsfotografie in Bonn und Umgebung. Seine Nachfolger in den 1950er bis 1980er Jahren waren Heinrich Zink, Dieter Kämpfer, Paulus Belling, Gerhard Sachsse und Alfred Niedecken. 1958 wählte ihn die Innungsversammlung zum Ehrenobermeister.
Im August 1951 konnte Theo Schafgans mit seiner Familie das mittlerweile neu aufgebaute Haus am alten Platz in der Rathausgasse - nunmehr Rathausgasse 9 - wieder beziehen. Seine offiziellen Amtsbildnisse des ersten Bundespräsidenten und des ersten Bundeskanzlers fanden schnell Beachtung. 1950 wurde sein Adenauer-Porträt auf der ersten Photokina in Köln mit der Mataré-Medaille ausgezeichnet. Rasch wurde das Atelier wieder zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt in der mittlerweile zur Bundeshauptstadt avancierten Stadt Bonn. Viele bekannt gewordene Porträts prominenter Persönlichkeiten der Nachkriegszeit aus Politik, Kunst, Kultur und Wirtschaft knüpften an das Schaffen der zwanziger und dreißiger Jahre an. Intern ergab sich eine Arbeitsteilung insoweit, als Hans Schafgans mit Beginn der fünfziger Jahre das Gebiet der Architekturfotografie übernommen hatte. Im Porträtbereich wurde Theo Schafgans von der Fotografin Elke Prüss - später Elke Oellers (1933-1997) - unterstützt, die von 1956 bis 1972 als Angestellte im Atelier beschäftigt war.
1962 erhielt Theo Schafgans für seine Verdienste um die deutsche Fotografie das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und die Ehrennadel des Centralverbandes Deutscher Photographen. 1964 wurde er in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) berufen und zum Ehrenmitglied der GDL ernannt. Als er sich 1967 zur Ruhe setzte und das Atelier seinem Sohn Hans Schafgans übergab, hatte er seit dem Krieg mehr als 16.000 Menschen aufgenommen und hinterließ ein Zeitzeugnis der sich formierenden westdeutschen Gesellschaft im Spannungsfeld von künstlerischem Porträt, Auftragsfotografie und Amtsbildnis. 1968 verfasste er seine Memoiren "Sechs Jahrzehnte hinter der Kamera - Mein Leben als Fotograf", die posthum 1984 in den "Bonner Geschichtsblättern" erschienen.
Theo Schafgans starb am 2. November 1976 in Bonn.
Auszüge seiner Porträtarbeiten aus den 1910er bis 1960er Jahren befinden sich in den fotografischen Sammlungen des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg und des Deutschen Historischen Museums Berlin sowie als Dauerleihgabe im Rheinischen Landesmuseum Bonn.
Literatur
Mente / Spörl / Matthies-Masuren, Das Atelier des Photographen, Zsr., Halle 1912 ff.
Theo Schafgans, Die Fotografie in natürlichen Farben, Bonn 1925
Ernst Pollak, Der Baumeister Otto Bartning, Bonn 1926
Walter Müller-Wulckow, Wohnbauten und Siedlungen aus deutscher Gegenwart, Leipzig 1928
Theo Schafgans, 75 Jahre Lichtbildwerkstatt, München 1929
Deutscher Kamera-Almanach, Berlin 1929 ff.
Das deutsche Lichtbild. Jahresschau 1933, Berlin 1932
Das deutsche Lichtbild. Jahresschau 1934, Berlin 1933
Das deutsche Lichtbild. Jahresschau 1935, Berlin 1934
Franz Grainer, Theo Schafgans zum 50. Geburtstage, in: Gebrauchsfotografie - Das Atelier des Fotografen, 49. Jg., 8/1942, Halle 1942
Robert Janker, Röntgen-Aufnahmetechnik, I. Teil (Leipzig 1945) u. II. Teil (Leipzig 1947)
Theo Schafgans, Der Agfa-Negativ-Karton, in: Photo Presse, 1946
Jahresausstellung 1949 der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner, Köln 1949
Theo Schafgans, 100 Jahre Lichtbildwerkstatt, Bonn 1954
Elisabeth Niggemeyer / Erich Kuby, Bonn im Bild, München 1957
Theo Schafgans, Das Porträtfoto aus dem Jahre 1913, in: Die letzten Porträtfotos von Max Reger. Mitteilungen des Max-Reger-Instituts, 12. Heft / Mai 1961, Bonn 1961
Karl Christian Klie, Ein Leben für das Porträt: Theo Schafgans 70 Jahre, in: Photo Presse, 17. Jg., Nr. 32/1962, Hann. Münden 1962
Hans Schafgans, Theo Schafgans. Zum 70. Geburtstag des Porträtisten, in: Foto Magazin, August 1962
Fritz Kempe, Theo Schafgans zum 70. Geburtstag, in: Foto Prisma, August 1962
Dem Porträtfotografen Theo Schafgans zum 75. Geburtstag, in: Foto Prisma, August 1967
Zum 75. Geburtstag von Theo Schafgans, in: Foto Magazin, August 1967
Fritz Kempe / Heinrich Freytag, Zur Geschichte der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner GDL, in: Foto Prisma Nr. 4, April 1969, Düsseldorf 1969
Joachim Heusinger von Waldegg, Die Zwanziger Jahre im Porträt, Köln 1976
Klaus Honnef, Liselotte Strelow. Porträts 1933-1972, Köln/Bonn 1977
Fritz Kempe, Photographie zwischen Daguerreotypie und Kunstphotographie, Hamburg 1977
Walter Boje, Fotografie 1919-1979 - Made in Germany. Die GDL-Fotografen, Frankfurt/M. 1979
Renate Heidt, Porträtfotografie in vier Generationen. Das Atelier Schafgans in Bonn, Köln/Bonn 1980
Jörg Krichbaum, Lexikon der Fotografen, Frankfurt/M. 1981
Klaus Honnef, Lichtbildnisse. Das Porträt in der Photographie, Köln 1982
Theo Schafgans, Sechs Jahrzehnte hinter der Kamera. Mein Leben als Fotograf, in: Bonner Geschichtsblätter, 36. Jg., Bonn 1984
Michel u. Michèle Auer, Encyclopédie internationale des photographes de 1839 à nos jours, Paris 1985
Dörte Nicolaisen / Ron Manheim / Wouter Weijers, Huis Wylerberg: ein Landhaus des Expressionismus von Otto Bartning. Architektur und kulturelles Leben 1920-1966, Nijmegen 1988
Rolf Sachsse, Konrad Adenauer im Portrait. 1917-1966, Köln 1996
Hans-Michael Koetzle, Das Lexikon der Fotografen. 1900 bis heute, München 2002
Frank Günter Zehnder, Schafgans. 150 Jahre Fotografie, Köln 2004
Boris Schafgans, Wachsende Ferne leiser werdender Schritte - Theo Schafgans, mein Großvater, in: Frank Günter Zehnder, Schafgans. 150 Jahre Fotografie, Köln 2004
Cornelia Kemp, Kamerabildnisse in natürlichen Farben - Theo Schafgans und die Jos-Pe-Farbfotografie, in: Frank Günter Zehnder, Schafgans. 150 Jahre Fotografie, Köln 2004
Boris Schafgans, Negative der Nachkriegszeit - Das Archiv Schafgans, in: Frank Günter Zehnder, Schafgans. 150 Jahre Fotografie, Köln 2004
Josef Niesen, Bonner Personenlexikon, Bonn 2006
Quellen
Schafgans Archiv
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Rheinisches Landesmuseum Bonn
Deutsches Historisches Museum Berlin
Deutsches Museum München
Stadtarchiv und Stadtgeschichtliche Bibliothek Bonn
Universitäts- und Landesbibliothek Bonn
Archiv der Deutschen Fotografischen Akademie, Stadtarchiv Leinfelden-Echterdingen
Otto-Bartning-Archiv, Technische Universität Darmstadt