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Bereits während ihrer Lehrzeit bei der Fotografenmeisterin Gertrud Hesse, der damaligen Reichssiegerin in Duisburg, lernt Gisela Wölbing ihre spätere Partnerin [[Gertrud van Dyck]] kennen. Nach Abschluss ihrer Lehre 1940 entschließt sie sich, an die Kunstschule in Weimar zu gehen. Prof. [[Walter Hege]], eines ihrer Vorbilder, leitet dort die Fotografieklasse. "Fasziniert war ich von den ungewöhnlichen Architekturaufnahmen Heges. Neben der Fotografie habe ich mich immer besonders für die Architektur interessiert" sagt sie einmal. Da Hege nach einem Jahr wegen eines längeren Auslandsaufenthalts der Schule vvorübergehend nicht weiter zur Verfügung steht, bricht Wölbing das Studium ab. | Bereits während ihrer Lehrzeit bei der Fotografenmeisterin Gertrud Hesse, der damaligen Reichssiegerin in Duisburg, lernt Gisela Wölbing ihre spätere Partnerin [[Gertrud van Dyck]] kennen. Nach Abschluss ihrer Lehre 1940 entschließt sie sich, an die Kunstschule in Weimar zu gehen. Prof. [[Walter Hege]], eines ihrer Vorbilder, leitet dort die Fotografieklasse. "Fasziniert war ich von den ungewöhnlichen Architekturaufnahmen Heges. Neben der Fotografie habe ich mich immer besonders für die Architektur interessiert" sagt sie einmal. Da Hege nach einem Jahr wegen eines längeren Auslandsaufenthalts der Schule vvorübergehend nicht weiter zur Verfügung steht, bricht Wölbing das Studium ab. |
Version vom 15. April 2012, 15:06 Uhr
Photographin
Lebensdaten
(geb. 1914 in Kassel-Wilhelmshöhe, gest. in Detmold)
Werdegang
Bereits während ihrer Lehrzeit bei der Fotografenmeisterin Gertrud Hesse, der damaligen Reichssiegerin in Duisburg, lernt Gisela Wölbing ihre spätere Partnerin Gertrud van Dyck kennen. Nach Abschluss ihrer Lehre 1940 entschließt sie sich, an die Kunstschule in Weimar zu gehen. Prof. Walter Hege, eines ihrer Vorbilder, leitet dort die Fotografieklasse. "Fasziniert war ich von den ungewöhnlichen Architekturaufnahmen Heges. Neben der Fotografie habe ich mich immer besonders für die Architektur interessiert" sagt sie einmal. Da Hege nach einem Jahr wegen eines längeren Auslandsaufenthalts der Schule vvorübergehend nicht weiter zur Verfügung steht, bricht Wölbing das Studium ab.
Nach Stationen in Worms und Breslau erinnert sie sich an den mit ihrer Ausbildungskollegin Gertrud van Dyck geschmiedeten Plan vom gemeinsamen Atelier. Sie kommen überein, im Kriegsjahr 1943 ein Tageslichtatelier in Karlsruhe zu übernehmen.
Das Geschäft floriert, doch 1944 wird das Atelier von Bomben getroffen und völlig zerstört. Nach kriegsbedingten Irrwegen über Stationen in Ostdeutschland und Bayern reift der gemeinsame Entschluss, 1945 ein neues Atelier in Detmold zu eröffnen. Hier lebt die bekannte Goldschmiedin Elisabeth Treskow, die die Beiden durch ihre frühere Ausbilderin Gertrud Hesse kennengelernt haben. Gemeinsam wird jedoch nach einigen Jahren beschlossen, das zwar florierende, doch nicht unbedingt ausreichende Atelier in Detmold aufzugeben zugunsten eines neuen Ateliers in Bielefeld. Wohnen bleiben beide jedoch in Detmold.
Das Atelier in Bielefeld besteht bis 1975, die beiden Fotografinnen verkaufen es - - beide im Alter von gut sechzig Jahren - und verwirklichen sich einen langgehegten Wunsch: Sie gehen auf Weltreise, vor allem in die Länder Asiens.
Werk
1943 wird der größte Umsatz seit dem Betrieb des gemeinsamen Ateliers in Karlsruhe mit Portraits der Angehörigen von Soldaten gemacht, die ihren Männern und Söhnen ein Andenken in den Krieg schicken wollen.
In den Fotografien, die ab 1945 in Detmold und später in Bielefeld entstehen, Individualportraits, Gruppenaufnahmen im Studio oder auch lebendige Aufnahmen vor Ort, spiegelt sich das Repräsentationsbedürfnis der Bürger wider. Sie sind ein anschauliches Spiegelbild des gesellschaftlichen Lebens dieser Zeit. Die Bilder bleiben nie nur handwerklich gut gemachte dokumentarische Aufnahmen, immer sind sie künstlerisch eigenwillig umgesetzte, sensible Einblicke in die Personen, unabhängig von Gesten, Moden und Sitten.
Neben Portraits werden Aufträge aus dem Bereich der Werbefotoghrafie übernommen, z.B. für das Bielefelder Unternehmen Dr. Oetker. Die Entwicklung der anfallenden Farbaufnahmen führt Gertrud van Dyck eigenhändig aus.
Dr. Gustav Vriesen, Direktor des Städtischen Kunsthauses Bielefeld, eröffnete Gisela Wölbing und Gertrud van Dyck einige Zeit nach der Eröffnung ihres Ateliers in dieser Stadt durch seine Beziehungen den Zugang zu der Pariser Künstlerszene der 50er und 60er Jahre. Sie lernen Sonia Delaunay kennen, zu der sich bald eine Freundschaft entwickelt. Sonia Delaunay macht sie mit Künstlern und Künstlerinnen wie Alberto Giacometti, Man Ray, Tristan Tzara, Hella Guth, um nur einige Namen zu nennen, bekannt. Die Fotografinnen besuchen diese in ihren Ateliers und so entstehen ganz neue Ansichten aus der Pariser Künstlerszene dieser Zeit.
Publikationen
Bielefelder Fotoleben, Ausstellungskatalog Fachhochschule Bielefeld 1990; Gisela Wölbing/Gertrud van Dyck - Fotografinnen in Bielefeld 1954-1975, Westfalen Verlag GmbH, Bielefeld 1996
Ausstellungen
• 1990 Fachhochschule Bielefeld, Die Geschichte der Fotografie in Ostwestfalen • 1996 Historisches Museum Bielefeld, Gisela Wölbing/Gertrud van Dyck - Fotografinnen in Bielefeld 1954-1975
Standort
Die vor der Bielefelder Zeit entstandenen Arbeiten wurden entweder im Krieg zerstört oder, wie bei der Detmolder Geschäftsaufgabe, vernichtet. Das spätere Werk wurde erhalten und befindet sich im Besitz des Historischen Museums Bielefeld.
Quellen
Gisela Wölbing/Gertrud van Dyck - Fotografinnen in Bielefeld 1954-1975, Westfalen Verlag GmbH, Bielefeld 1996; Chargesheimer, Claasen & Co., Aus den Schubladen einer rheinischen Fotosammlung, Ausstellungskatalog Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter 2007