Fernand Khnopff

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Künstler, Fotograf

Lebensdaten

Geb. 1858 in Grimbergen/B, gest. 1921 in Brüssel

Werdegang

„Das Werk von Fernand Khnopff, dem Aushängeschild des belgischen Symbolismus, verbirgt hinter einem fotorealistischen Stil eine esoterische Welt voller rätselhafter Zeichen: Seine Gemälde und Zeichnungen sind geprägt von geheimnisvollen Frauenfiguren, mythologischen Charakteren, verträumten Landschaften und bezaubernden Inszenierungen.

Ganz im Klima des Fin de Siècle spiegeln die Bilder einen Geisteszustand, in dem verborgene Erotik, verträumte Stille und einsamer Narzissmus die zugrunde liegenden Themen sind.

Khnopff gehörte zu einer Gruppe von Künstlern, die in der Fotografie den Wert sahen, die Realität auf neue Weise zu dokumentieren und zu interpretieren. In diesem kreativen Prozess dienten Fotos nicht nur als Vorentwurf oder Inspirationsquelle, sondern auch zur Herstellung neuer Originale aus bestehenden Werken.

Khnopff kaufte 1888 eine Kamera und begann ohne jegliche Ausbildung oder technischen Hintergrund zu experimentieren. Für alle Aufnahmen, die er machte, nutzte er nur ein einziges Modell: seine Schwester Marguerite, die auch in vielen seiner Gemälde zu sehen war. Er fotografierte intensiv, um das Motiv seiner Leinwände zu dokumentieren, mit der Inszenierung zu spielen und verschiedene Licht- und Schatteneffekte zu untersuchen.

Manipulationen und Bearbeitungen nahm er erst nach der Aufnahme vor, und zwar in zweierlei Hinsicht. Einerseits komponierte er auf Basis seiner Druckgrafiken Collagen, in denen Figuren in eine neue, fiktive Umgebung gestellt wurden. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Werk „Memories“ aus dem Jahr 1889, für das Marguerite als Fotomodell fungierte und jede der sieben Figuren auf der Leinwand abbildete. Andererseits konstruierte Khnopff aufwendige Inszenierungen, in denen er seine Schwester in langen Gewändern und theatralischen Posen platzierte. Solche Aufnahmen setzte er dann vollständig und ohne Eingriffe in grafische Werke um. Auf dem Foto, das als Vorlage für die Zeichnung „Le Secret“ (1902) diente, sehen wir Marguerite in einem langen Schleier posieren, mit einer Frauenmaske in der Hand.

Eine weitere Bildserie zeigt sie mit geschlossenen Augen und einem Lorbeerkranz auf dem Kopf, während sie in wechselnden Posen mal die Augen, mal den Mund bedeckt. Khnopff nutzte diese Aufnahmen als Ausgangspunkt für die Zeichnung „The Dreamer“ (1900) und die Kaltnadelradierung „Une geste d’offrande" (1900).


Khnopff arbeitete nicht nur anhand seiner eigenen Fotos sondern forderte auch andere Fotografen auf, Reproduktionen seiner Leinwände und Zeichnungen anzufertigen. So erteilte er 1888 einen Auftrag an den Fotografen Alexandre, der für diesen Auftrag rund 15 Bilder von hoher technischer Qualität lieferte.

Im Gegensatz zu seinen eigenen Amateurbildern betrachtete Khnopff diese professionellen Reproduktionen als eigenständige Kreationen, eine Art neue Miniaturversionen bestehender Werke.

Um ihre Eigenständigkeit hervorzuheben, manipulierte Khnopff die Fotos, indem er hier und da Konturlinien hinzufügte oder bestimmte Bildbereiche erhöhte oder einfärbte. Dabei stellte er sowohl die Authentizität des Kunstwerks selbst und seiner künstlerischen Interpretation als auch die Bedeutung ihrer Reproduzierbarkeit in Frage.

Auf diese Weise nutzte Khnopff die Fotografie, um die Tiefe von Erinnerung und Nostalgie auszuloten, zwei wesentliche Konzepte, die sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes Oeuvre ziehen.

Khnopff stellte seine Fotografien vermutlich erstmals 1896 als eigenständige Kreationen im alle drei Jahre stattfindenden Salon der Société des Beaux-Arts in Mons aus. Wenig später nahm er sie auch in eine Retrospektivausstellung in Dendermonde auf." [1]

Quelle

  1. Zitiert aus: Belgische Fotografen 1840-2005, Ausst.-Katalog FotoMuseum Provincie Antwerpen (DS), Antwerpen 2005, ISBN 90-5544-556-8