Gordon Matta Clark

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Architekt, Fotograf

Lebensdaten

Geb. 1948 in New York, gest. 1979 ebd.

Werdegang

„Gordon Matta Clark studierte Architektur an der Cornell University in New York und 1963 Literatur in Paris. Als Architekt war er nicht an Neubauten sondern an der Problematik der sozialen Spannungen in den Städten, an der Zerstörung und dem Abriß von Gebäuden, interessiert.

In seinen Arbeiten vereinen sich Zeichnung, Skulptur, Architektur, Photographien, Film und Performance.

Anfang der 70er Jahre drehte er Filme von Abbruch-Events. Seit 1973 photographierte er Schnitte durch Häuser. Leerstehende Gebäude, kurz vor dem Abriß, dienten ihm als Werk-stoff. Durch seine Eingriffe riß er sie aus der Nichtbeachtung und machte sie zum Verweis auf Geschichte und die Zerstörung ihrer Kontinuität.

Das Projekt „Office Baroque“ entstand 1977 in einem verlassenen Bürogebäude in Antwerpen zu Ehren des 400. Geburtstages von Peter Paul Rubens. Nachdem die Behörden seine ursprünglich vorgesehenen Eingriffe an der Hausfassade nicht genehmigen wollten, entwarf er neue Pläne für die inneren Räume. Im September 1977 erläutert er dazu: »Mein erstes fünfstöckiges Gebäude bot einmalige Möglichkeiten, und ich wollte einen fast musikalischen Satz herausarbeiten, d. h., ein fixierter Satz von Elementen sollte durch alle Geschosse gehen.

Durch ein Mißgeschick - Ringe, die eine Teetasse auf einer Zeichnung hinterließ - kam ich dazu, das Stück um zwei halbkreisförmige Flächen mit etwas verschiedenen Durchmessern herumzugruppieren. Diese begannen im ersten Stock und bildeten das Leitmotiv, begrenzt durch Böden und Dach. Dort, wo diese Kreise sich schnitten, entstand ein eigenartiges, beinahe ruderbootförmiges Loch, das sich von Stockwerk zu Stockwerk veränderte, bestimmt von Balken und vorhandenem Raum.

In diesem Projekt, das jetzt ›Baroque‹ heißt, bestimmt die Anordnung der Räume (große, offene Büros unten; kleine, untereinander verbundene Räume oben), wie sich die formalen Elemente von nicht unterbrochenen runden Scheiben zu schrapnellartigen Splittern und Stücken verändern, und zwar dort, wo sie mit Abgrenzungen und Wänden kollidierten.

Neben der Überraschung und Desorientierung, die diese Arbeit hervorruft, schafft sie ein besonders befriedigendes geistiges Modell. Die Photoarbeit spiegelt auch formal die »Splittings« des Hauses wieder, in dem das Filmmaterial zerschnitten und neu zusammengesetzt wurde: »Die Kamera soll nicht einen Augenblick festhalten, sondern als Bühne für eine Handlung dienen, die noch nicht abgeschlossen ist«“ [1]

Quelle

  1. Zitiert aus: Photographie des 20. Jahrhunderts Museum Ludwig, Köln, AS, Benedikt Taschen Verlag, Köln, 1996, ISBN 3-8228-8818-4