August Kreyenkamp
Lebensdaten
(geb. 1875 in Verth bei Telgte/Westfalen, gest. 1950 in Niederbreisig)
Werdegang
Schon während seiner Lehrzeit als Dekorationsmaler hatte August Kreyenkamp erste Kontakte zur Fotografie. Zunächst jedoch - vermutlich um 1895/96 - begann er ein Studium der Malerei an der Kunstakademie in Düsseldorf. Als Maler ließ er sich 1899 in Köln nieder, wechselte jedoch nach eigenen Angaben 1907 das Metier und wurde selbständiger Fotograf in Köln. Nach verheißungsvollem Auftakt in Köln brachen mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs und der späteren wirtschaftlichen Rezession schwere Zeiten an. Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg brachten Höhen und Tiefen, lediglich für kurze Zeit zum Militärdienst einberufen konnte er weitgehend ungehindert seinem Beruf nachgehen, musste dennoch mit immer wiederkehrenden Existenzproblemen kämpfen.
Werk
´Bedingt durch den architektonischen Wandel in Köln in den zwanziger und dreißiger Jahren entwickelten sich Architekten und Denkmalpflegeämter zu den wichtigsten Auftraggebern der ortsansässigen Fotografen. August Kreyenkamp hatte jedoch zu hohe Ansprüche an sich selbst und war zu sehr durch künstlerische Ambitionen geprägt, um sich mit sachorientierten Architekturaufnahmen zufrieden zu geben. In freier Arbeit schuf er publikumswirksamere, pittoreske Aufnahmen vom alten Köln, die in unterschiedlichsten Köln-Publikationen und als Postkarten Verwendung fanden. Stimmungsvolle Landschaften und Architekturaufnahmen entstanden darüber hinaus in Italien, wohin er seit 1900 mehrfach reiste. Durch sie kam er in den Ruf eines Postkartenfotografen, doch deckt dieser Aspekt lediglich einen Teilbereich seines Schaffens ab. Er versuchte vielseitig auf Markt und Nachfrage zu reagieren´. Die Wissenschaftsfotografie verdankt ihm viele Aufnahmen bis dahin unentdeckter Strukturen verschiedener Substanzen und Lebewesen, er experimentierte intensiv und mit beachtlichem Erfolg auf dem Gebiet der Farbfotografie, engagierte sich in Berufsverbänden und trug so nicht unwesentlich zu einer positiveren Einschätzung der Berufsfotografie bei.
Statt sich, wie sein älterer Kölner Kollege Anselm Schmitz ausschließlich auf puristische Architekturfotografie zu beschränken ließ er sich auch vom Alltagslebens auf Straßen und Plätzen inspirieren und versuchte, ihr besonderes Flair einzufangen. Motivwahl und Komposition erweisen sich in gleichem Maße von der impressionistischen Malerei beeinflusst wie seine frühen Landschaftsfotografien. Gestellte Posen, wie sie in der Portraitfotografie üblich waren, vermied er. Die Motive wurden oft vom Bildrand überschnitten, so dass sie fast wie Schnappschüsse wirkten. Weitere Gestaltungsmittel waren eine leichte Unschärfe, manchmal auch Gegenlicht, um die malerisch-impressionistische Wirkung der Motive zu heben. August Kreyenkamp verkörperte den Fotografen, bei dem handwerkliche Präzision und hoher Gestaltungsanspruch Hand in Hand gingen mit dem Gespür für die Bedürfnisse des freien Marktes. Sein Engagement für seinen Beruf ging weit über die täglichen Notwendigkeiten hinaus: Er engagierte sich in der Kölner Innung, war Mitglied der ´Vereinigung Kölner Fachphotographen´ und Mitglied der ´Gesellschaft Deutscher Lichtbildner´.
Literatur
Das deutsche Lichtbild. Jahresschau 1935.
Roswitha Neu-Kock, August Kreyenkamp - Ein Kölner Fotografenleben in der ersten Jahrhunderthälfte, Wienand Verlag, Köln 1995
Kölner Museums-Bulletin - Berichte und Forschungen aus den Museen der Stadt Köln´, Sonderheft 1/2 1995, mit Beitrag von Roswitha Neu-Kock ´August Kreyenkamp (1875-1950) - Ein photographisches Allround-Talent in Köln´
Prof. Dr. Otto H. Förster, Cologne Cathedral, Aufnahmen u.a. von August Kreyenkamp, Niederbreisig; Staufen-Verlag, Cologne and Krefeld 1948
Köln am Rhein 1880-1950, Aufnahmen überwiegend von Claasen und Kreyenkamp, Verlag und Herausgeber H. Sühwold, Köln-Deutz o.J. (1950)
Auszeichungen
ca. 1907 Auszeichnung für eingereichte Landschaftsfotografien im Edeldruckverfahren (Gummidruck, Bromöl-Umdruck) in Amsterdam
1927 Erster Preis des ´Zentral-Verbandes der Photographischen Innungen und Vereine Berlin´ für seine Darlegungen zur Behebung von Problemen der Berufsfotografie
Standort
Noch während des Krieges hatte Kreyenkamp die Erlaubnis erhalten, sein Archiv nach Bad Breisig auszulagern, wo es den Krieg weitgehend unversehrt überstand. Nach Kreyenkamps Tod wurden Teilbestände des Nachlasses an verschiedene Institutionen veräußert, so dass seine Arbeit nicht in Gänze erhalten blieb. Heute befindet sich der größte Teil des noch nachzuweisenden Nachlasses beim Rheinischen Bildarchiv in Köln (überwiegend Negative, nur ein kleiner Bestand an Positiven), weitere Arbeiten beim Amt des Stadtkonservators, im Kölnischen Stadtmuseum, im Historischen Archiv der Stadt Köln, beim Agfa-Foto-Historama (heute im Museum Ludwig), in der Fotosammlung des Folkwang-Museums Essen sowie in Privatbesitz.
Quellen
Roswitha Neu-Kock in ´August Kreyenkamp - Ein photographisches Allround-Talent in Köln´, erschienen im Kölner Museums-Bulletin - Berichte und Forschungen aus den Museen der Stadt Köln´, Sonderheft 1/2 1995
Rolf Sachsse - Die Erziehung zum Wegsehen, Philo fine Arts 2003
Stadt/Bild/Köln - Photographien von 1880 bis heute, Steidl, Göttingen 2007
W. Schäfke/Roman Heuberger, Köln und seine Fotobücher, Emons, Köln 2010
Erhaltene Archive und gerettete Bestände zur Fotografie der Weimarer Zeit, zusammengetragen von Diethard Kerbs und Walter Uka 2005, veröffentlicht unter www.hbksaar.de/fileadmin/hbk/images/personen/sachsse/Texte/Fotoarchive_Weimar.pdf