Hans Schafgans: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach Krieg und Rückkehr der Familie nach Bonn im Sommer 1945 wandte er sich literarischen Projekten zu, verfasste Prosa und Lyrik, studierte einige Semester Philosophie und Literaturwissenschaft und widmete sich einer Anthologie mit eigenen Übersetzungen französischer Dichtung. Er betätigte sich politisch, trat dem ISSF (Internationaler Studentenbund – Studentenbewegung für übernationale Föderation) bei und wirkte bei der Gestaltung europäischer Studententreffen mit. Zugleich half er seinem Vater beim Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Ateliers und schloss bei ihm 1947 die fotografische Ausbildung ab, die ihn früh zur Außenfotografie und zur technischen Fotografie brachte. Hans Schafgans verstand sich auch als Autodidakt, der sich selbständig weiterbildete. Neben Theo Schafgans inspirierten ihn fotografisch vor allem [http://de.wikipedia.org/wiki/Marta_Hoepffner Marta Hoepffner], bei der er Kurse nahm, und der in Köln wirkende [http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Hugo_Schmölz Karl Hugo Schmölz]. Nach Ablegung der Meisterprüfung 1952 übernahm er im Atelier den prosperierenden Bereich der Architekturfotografie, auf die er sich schon seit Jahren spezialisiert hatte. Wesentliche Etappen der baulichen Entwicklung Bonns nach dem Krieg hielt er in über zwei Jahrzehnten auf mehr als 12.000 Großbild-Architekturaufnahmen in bestechender Klarheit und Formensprache fest. Seine Auftraggeber waren Architekten und Bauherren, Bauämter, Bundesbehörden, Industrieunternehmen, aber auch Künstler und Bildhauer wie [http://de.wikipedia.org/wiki/Günter_Ferdinand_Ris G. F. Ris], die ihn mit der Dokumentation ihrer "Kunst am Bau" betrauten. Zugleich betätigte sich Hans Schafgans schriftstellerisch und machte sich zunächst als Fachautor einen Namen. Seit den fünfziger Jahren erschienen einige hundert Besprechungen, Ausstellungsrezensionen und Essays in der fotografischen Fachpresse, in denen er Stellung zu technischen, ästhetischen und gesellschaftlichen Fragen bezog und bisweilen in sehr kontroverse Debatten eingriff bzw. sie entfachte.
Nach Krieg und Rückkehr der Familie nach Bonn im Sommer 1945 wandte er sich literarischen Projekten zu, verfasste Prosa und Lyrik, studierte einige Semester Philosophie und Literaturwissenschaft und widmete sich einer Anthologie mit eigenen Übersetzungen französischer Dichtung. Er betätigte sich politisch, trat dem ISSF (Internationaler Studentenbund – Studentenbewegung für übernationale Föderation) bei und wirkte bei der Gestaltung europäischer Studententreffen mit. Zugleich half er seinem Vater beim Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Ateliers und schloss bei ihm 1947 die fotografische Ausbildung ab, die ihn früh zur Außenfotografie und zur technischen Fotografie brachte. Hans Schafgans verstand sich auch als Autodidakt, der sich selbständig weiterbildete. Neben Theo Schafgans inspirierten ihn fotografisch vor allem [http://de.wikipedia.org/wiki/Marta_Hoepffner Marta Hoepffner], bei der er Kurse nahm, und der in Köln wirkende [http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Hugo_Schmölz Karl Hugo Schmölz]. Nach Ablegung der Meisterprüfung 1952 übernahm er im Atelier den prosperierenden Bereich der Architekturfotografie, auf die er sich schon seit Jahren spezialisiert hatte. Wesentliche Etappen der baulichen Entwicklung Bonns nach dem Krieg hielt er in über zwei Jahrzehnten auf mehr als 12.000 Großbild-Architekturaufnahmen in bestechender Klarheit und Formensprache fest. Seine Auftraggeber waren Architekten und Bauherren, Bauämter, Bundesbehörden, Industrieunternehmen, aber auch Künstler und Bildhauer wie [http://de.wikipedia.org/wiki/Günter_Ferdinand_Ris G. F. Ris], die ihn mit der Dokumentation ihrer "Kunst am Bau" betrauten. Zugleich betätigte sich Hans Schafgans schriftstellerisch und machte sich zunächst als Fachautor einen Namen. Seit den fünfziger Jahren erschienen einige hundert Besprechungen, Ausstellungsrezensionen und Essays in der fotografischen Fachpresse, in denen er Stellung zu technischen, ästhetischen und gesellschaftlichen Fragen bezog und bisweilen in sehr kontroverse Debatten eingriff bzw. sie entfachte.


In den fünfziger Jahren unternahm Hans Schafgans auch ausgiebige Reisen durch Europa und Israel, wobei zahlreiche Landschaftsbilder entstanden. In Jerusalem lernte er seine spätere Ehefrau Beba Alkalay (*1928), kennen, die ursprünglich aus Sarajevo stammte und die er im August 1956 heiratete. 1960 wurde er Teilhaber der Firma. In den sechziger Jahren beschäftigte er sich auch mit experimenteller Fotografie und entwickelte ein eigenes Prinzip der Solarisation von Landschaftsaufnahmen, das er in mehreren Einzelausstellungen in Bonn und Hamburg vorführte.
In den fünfziger Jahren unternahm Hans Schafgans auch ausgiebige Reisen durch Europa und Israel, wobei zahlreiche Landschaftsbilder entstanden. In Jerusalem lernte er seine spätere Ehefrau Beba Alkalay (1923-2015) kennen, die ursprünglich aus Sarajevo stammte und die er im August 1956 heiratete. 1960 wurde er Teilhaber der Firma. In den sechziger Jahren beschäftigte er sich auch mit experimenteller Fotografie und entwickelte ein eigenes Prinzip der Solarisation von Landschaftsaufnahmen, das er in mehreren Einzelausstellungen in Bonn und Hamburg vorführte.


===seit 1967===
===seit 1967===
1967 übernahm Hans Schafgans von seinem Vater in vierter Generation das Atelier Schafgans in Bonn, Rathausgasse 9, das sein Urgroßvater [[Johannes Schafgans]] 1854 gegründet hatte und in dessen Lehrbetrieb er seit den 1960er Jahren über achtzig Fotografinnen und Fotografen ausbildete. Die Bildnisfotografie, traditionell das Kerngeschäft des Ateliers, übte er zunächst noch neben der Architekturfotografie aus, bis er sich ihr im Laufe der siebziger Jahre ganz verschrieb. Die erste Präsentation seiner Porträtarbeiten fand 1976 in der Galerie der Deutschen Gesellschaft für Photographie in Köln statt. Seine stets schlichten und intensiven großformatigen Schwarzweiß-Porträts der 1970er und 1980er Jahre, für die er das Wort von der „repräsentativen Porträtfotografie“ prägte, schildern auf mannigfache Weise das besondere politische und kulturelle Klima in der damaligen Bundeshauptstadt und stehen in der Kontinuität der Arbeit seines Vaters aus den 1950er und 1960er Jahren. Autoren und Journalisten wie Jean Améry, Antony Terry und Peter Scholl-Latour, Verleger und Kritiker wie Frederick Ullstein und Marcel Reich-Ranicki, Schauspieler wie Gert Fröbe und Charles Regnier fanden sich im Atelier von Hans Schafgans ebenso ein wie die in Bonn amtierenden Bundeskanzler, Minister und Botschafter und etliche andere Prominente aus Politik und öffentlichem Leben. Die von seinem Vater begonnene Reihe der Bildnisse der Bundespräsidenten setzte er mit Gustav Heinemann bis zu Johannes Rau fort. Mit der Zeit des Übergangs zwischen Berlin/Bonn-Beschluss (1994) und Regierungsumzug (1999) wandte er sich verstärkt wieder dem Künstlerporträt zu und fotografierte vornehmlich Persönlichkeiten des Musiktheaters, aber auch bedeutende Wissenschaftler und Forscher sowie Sportler. Seine literarische Produktion spiegeln mehrere Romane und Erzählungen, die seit 1980 erschienen (u.a. 1984 „Die Insel“, 1986 „Chronik einer Heimreise“, 1989 „Wunschland“, 1994 „Der letzte Mann von Paris“), daneben politische Essays, kulturkritische Texte und Aufsätze zu Opern.  
1967 übernahm Hans Schafgans von seinem Vater in vierter Generation das Atelier Schafgans in Bonn, Rathausgasse 9, das sein Urgroßvater [[Johannes Schafgans]] 1854 gegründet hatte und in dessen Lehrbetrieb er seit den 1960er Jahren über achtzig Fotografinnen und Fotografen ausbildete. Die Bildnisfotografie, traditionell das Kerngeschäft des Ateliers, übte er zunächst noch neben der Architekturfotografie aus, bis er sich ihr im Laufe der siebziger Jahre ganz verschrieb. Die erste Präsentation seiner Porträtarbeiten fand 1976 in der Galerie der Deutschen Gesellschaft für Photographie in Köln statt. Seine stets schlichten und intensiven großformatigen Schwarzweiß-Porträts der 1970er und 1980er Jahre, für die er das Wort von der „repräsentativen Porträtfotografie“ prägte, schildern auf mannigfache Weise das besondere politische und kulturelle Klima in der damaligen Bundeshauptstadt und stehen in der Kontinuität der Arbeit seines Vaters aus den 1950er und 1960er Jahren. Autoren und Journalisten wie Jean Améry, Antony Terry und Peter Scholl-Latour, Verleger und Kritiker wie Frederick Ullstein und Marcel Reich-Ranicki, Schauspieler wie Gert Fröbe und Charles Regnier fanden sich im Atelier von Hans Schafgans ebenso ein wie die in Bonn amtierenden Bundeskanzler, Minister und Botschafter und etliche andere Prominente aus Politik und öffentlichem Leben. Die von seinem Vater begonnene Reihe der Bildnisse der Bundespräsidenten setzte er mit Gustav Heinemann bis zu Johannes Rau fort. Mit der Zeit des Übergangs zwischen Berlin/Bonn-Beschluss (1994) und Regierungsumzug (1999) wandte er sich verstärkt wieder dem Künstlerporträt zu und fotografierte vornehmlich Persönlichkeiten des Musiktheaters, aber auch bedeutende Wissenschaftler und Forscher sowie Sportler. Seine literarische Produktion spiegeln mehrere Romane und Erzählungen, die seit 1980 erschienen (u.a. 1984 „Die Insel“, 1986 „Chronik einer Heimreise“, 1989 „Wunschland“, 1994 „Der letzte Mann von Paris“), daneben politische Essays, kulturkritische Texte und Aufsätze zu Opern.  


Hans Schafgans engagierte sich in den 1950er bis 1990er Jahren in den Vorständen der Synagogengemeinde Bonn und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, im Verband deutscher Schriftsteller und in der SPD. In Würdigung seiner Leistungen auf den Gebieten der Fachpublizistik und der Architektur- und Industriefotografie, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde, erfolgte 1972 seine Berufung in die Deutsche Gesellschaft für Photographie. Von der Landschaftsversammlung Rheinland erhielt er 1981 für seine Verdienste um den Aufbau der von [[Klaus Honnef]] initiierten fotografischen Sammlung des Rheinischen Landesmuseums Bonn den Rheinlandtaler. 1986 wurde ihm für seine Bemühungen um den christlich-jüdischen Dialog das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Hans Schafgans engagierte sich in den 1950er bis 1990er Jahren in den Vorständen der Synagogengemeinde Bonn und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, im Verband deutscher Schriftsteller und in der SPD. In Würdigung seiner Leistungen auf den Gebieten der Fachpublizistik und der Architektur- und Industriefotografie, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde, erfolgte 1972 seine Berufung in die Deutsche Gesellschaft für Photographie. Von der Landschaftsversammlung Rheinland erhielt er 1981 für seine Verdienste um den Aufbau der von [[Klaus Honnef]] initiierten fotografischen Sammlung des Rheinischen Landesmuseums Bonn den Rheinlandtaler. 1986 wurde ihm für seine Bemühungen um den christlich-jüdischen Dialog und für seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit als Sozialrichter das Bundesverdienstkreuz verliehen.


Hans Schafgans ist in verschiedenen fotografischen Sammlungen mit experimentellen Arbeiten (Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg), Porträts (Rheinisches Landesmuseum Bonn) und Architekturaufnahmen (Deutsches Historisches Museum Berlin) vertreten. 2007 erschien eine kunstwissenschaftliche Dissertation von der Kunsthistorikerin [http://www.fotogeschichte.info/index.php?id=199 Tuya Roth], der sich weitere Untersuchungen anschlossen und die die wachsende Bedeutung seines architekturfotografischen Werks für Baukultur und Denkmalschutz reflektieren. In Ausstellungen, die in Bonn und Berlin seit 2005 stattfanden, setzt sich [[Boris Schafgans]] mit der erzählerischen und dokumentarischen Dimension der Aufnahmen seines Vaters im Kontext sozialer, gesellschaftlicher und städtebaulicher Entwicklungen der Nachkriegszeit auseinander.
Hans Schafgans ist in verschiedenen fotografischen Sammlungen mit experimentellen Arbeiten (Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg), Porträts (Rheinisches Landesmuseum Bonn) und Architekturaufnahmen (Deutsches Historisches Museum Berlin) vertreten. 2007 erschien eine kunstwissenschaftliche Dissertation von der Kunsthistorikerin [http://www.fotogeschichte.info/index.php?id=199 Tuya Roth], der sich weitere Untersuchungen anschlossen und die die wachsende Bedeutung seines architekturfotografischen Werks für Baukultur und Denkmalschutz reflektieren. In Ausstellungen, die in Bonn und Berlin seit 2005 stattfanden, setzt sich [[Boris Schafgans]] mit der erzählerischen und dokumentarischen Dimension der Aufnahmen seines Vaters im Kontext sozialer, gesellschaftlicher und städtebaulicher Entwicklungen der Nachkriegszeit auseinander.

Version vom 2. Mai 2015, 12:29 Uhr

Fotograf und Autor

Lebensdaten

geb. 1927

Werdegang

Hans Schafgans wurde am 18. August 1927 als Sohn des Fotografen Theo Schafgans und seiner Frau Hilde in Bonn geboren. Er ist Inhaber des Lichtbildateliers Schafgans in Bonn.

Die aufgeschlossene Atmosphäre seines kunstsinnigen Elternhauses war im Dritten Reich starken Belastungen ausgesetzt. Obgleich evangelisch getauft, geriet Hans Schafgans aufgrund seiner mütterlichen "halbjüdischen" Abstammung ins Raster der nationalsozialistischen Rassengesetze, die ihn 1942 vom Schulbesuch am Bonner Beethoven-Gymnasium ausschlossen und ihm ebenso die Fotografenlehre bei seinem "arischen" Vater untersagten. Er nahm Privatstunden bei einem aus politischen Gründen suspendierten Lehrer, der ihn vor allem in Französisch und Alt-Griechisch unterrichtete, und arbeitete bei seinem Vater im Verborgenen mit. 1943 erlebte er, wie der von seinen Eltern mitorganisierte Fluchtversuch der Schwester seiner Mutter und ihrer Tochter von Berlin in die Schweiz scheiterte. 1944, unmittelbar vor der "September-Aktion" der Bonner Gestapo, die die Inhaftierung von "Mischlingen" vorsah, tauchte er unter, verbarg sich zunächst auf dem Lastkahn eines befreundeten holländischen Schiffers auf dem Rhein und begab sich anschließend unter dem Tarnnamen "Hans Wiese" auf eine mehrmonatige Flucht, die ihn über das Ruhrgebiet und die Eifel bis nach Berlin und Potsdam führte. Er gelangte schließlich zu seinen Eltern, die sich mittlerweile in Dornstetten im Schwarzwald aufhielten. Im ortsansässigen Fotogeschäft arbeitete er aushilfsweise als Laborant. Der Einziehung in die Wehrmacht entkam er im März 1945 durch Rückstellung.

1945 - 1967

Nach Krieg und Rückkehr der Familie nach Bonn im Sommer 1945 wandte er sich literarischen Projekten zu, verfasste Prosa und Lyrik, studierte einige Semester Philosophie und Literaturwissenschaft und widmete sich einer Anthologie mit eigenen Übersetzungen französischer Dichtung. Er betätigte sich politisch, trat dem ISSF (Internationaler Studentenbund – Studentenbewegung für übernationale Föderation) bei und wirkte bei der Gestaltung europäischer Studententreffen mit. Zugleich half er seinem Vater beim Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Ateliers und schloss bei ihm 1947 die fotografische Ausbildung ab, die ihn früh zur Außenfotografie und zur technischen Fotografie brachte. Hans Schafgans verstand sich auch als Autodidakt, der sich selbständig weiterbildete. Neben Theo Schafgans inspirierten ihn fotografisch vor allem Marta Hoepffner, bei der er Kurse nahm, und der in Köln wirkende Karl Hugo Schmölz. Nach Ablegung der Meisterprüfung 1952 übernahm er im Atelier den prosperierenden Bereich der Architekturfotografie, auf die er sich schon seit Jahren spezialisiert hatte. Wesentliche Etappen der baulichen Entwicklung Bonns nach dem Krieg hielt er in über zwei Jahrzehnten auf mehr als 12.000 Großbild-Architekturaufnahmen in bestechender Klarheit und Formensprache fest. Seine Auftraggeber waren Architekten und Bauherren, Bauämter, Bundesbehörden, Industrieunternehmen, aber auch Künstler und Bildhauer wie G. F. Ris, die ihn mit der Dokumentation ihrer "Kunst am Bau" betrauten. Zugleich betätigte sich Hans Schafgans schriftstellerisch und machte sich zunächst als Fachautor einen Namen. Seit den fünfziger Jahren erschienen einige hundert Besprechungen, Ausstellungsrezensionen und Essays in der fotografischen Fachpresse, in denen er Stellung zu technischen, ästhetischen und gesellschaftlichen Fragen bezog und bisweilen in sehr kontroverse Debatten eingriff bzw. sie entfachte.

In den fünfziger Jahren unternahm Hans Schafgans auch ausgiebige Reisen durch Europa und Israel, wobei zahlreiche Landschaftsbilder entstanden. In Jerusalem lernte er seine spätere Ehefrau Beba Alkalay (1923-2015) kennen, die ursprünglich aus Sarajevo stammte und die er im August 1956 heiratete. 1960 wurde er Teilhaber der Firma. In den sechziger Jahren beschäftigte er sich auch mit experimenteller Fotografie und entwickelte ein eigenes Prinzip der Solarisation von Landschaftsaufnahmen, das er in mehreren Einzelausstellungen in Bonn und Hamburg vorführte.

seit 1967

1967 übernahm Hans Schafgans von seinem Vater in vierter Generation das Atelier Schafgans in Bonn, Rathausgasse 9, das sein Urgroßvater Johannes Schafgans 1854 gegründet hatte und in dessen Lehrbetrieb er seit den 1960er Jahren über achtzig Fotografinnen und Fotografen ausbildete. Die Bildnisfotografie, traditionell das Kerngeschäft des Ateliers, übte er zunächst noch neben der Architekturfotografie aus, bis er sich ihr im Laufe der siebziger Jahre ganz verschrieb. Die erste Präsentation seiner Porträtarbeiten fand 1976 in der Galerie der Deutschen Gesellschaft für Photographie in Köln statt. Seine stets schlichten und intensiven großformatigen Schwarzweiß-Porträts der 1970er und 1980er Jahre, für die er das Wort von der „repräsentativen Porträtfotografie“ prägte, schildern auf mannigfache Weise das besondere politische und kulturelle Klima in der damaligen Bundeshauptstadt und stehen in der Kontinuität der Arbeit seines Vaters aus den 1950er und 1960er Jahren. Autoren und Journalisten wie Jean Améry, Antony Terry und Peter Scholl-Latour, Verleger und Kritiker wie Frederick Ullstein und Marcel Reich-Ranicki, Schauspieler wie Gert Fröbe und Charles Regnier fanden sich im Atelier von Hans Schafgans ebenso ein wie die in Bonn amtierenden Bundeskanzler, Minister und Botschafter und etliche andere Prominente aus Politik und öffentlichem Leben. Die von seinem Vater begonnene Reihe der Bildnisse der Bundespräsidenten setzte er mit Gustav Heinemann bis zu Johannes Rau fort. Mit der Zeit des Übergangs zwischen Berlin/Bonn-Beschluss (1994) und Regierungsumzug (1999) wandte er sich verstärkt wieder dem Künstlerporträt zu und fotografierte vornehmlich Persönlichkeiten des Musiktheaters, aber auch bedeutende Wissenschaftler und Forscher sowie Sportler. Seine literarische Produktion spiegeln mehrere Romane und Erzählungen, die seit 1980 erschienen (u.a. 1984 „Die Insel“, 1986 „Chronik einer Heimreise“, 1989 „Wunschland“, 1994 „Der letzte Mann von Paris“), daneben politische Essays, kulturkritische Texte und Aufsätze zu Opern.

Hans Schafgans engagierte sich in den 1950er bis 1990er Jahren in den Vorständen der Synagogengemeinde Bonn und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, im Verband deutscher Schriftsteller und in der SPD. In Würdigung seiner Leistungen auf den Gebieten der Fachpublizistik und der Architektur- und Industriefotografie, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde, erfolgte 1972 seine Berufung in die Deutsche Gesellschaft für Photographie. Von der Landschaftsversammlung Rheinland erhielt er 1981 für seine Verdienste um den Aufbau der von Klaus Honnef initiierten fotografischen Sammlung des Rheinischen Landesmuseums Bonn den Rheinlandtaler. 1986 wurde ihm für seine Bemühungen um den christlich-jüdischen Dialog und für seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit als Sozialrichter das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Hans Schafgans ist in verschiedenen fotografischen Sammlungen mit experimentellen Arbeiten (Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg), Porträts (Rheinisches Landesmuseum Bonn) und Architekturaufnahmen (Deutsches Historisches Museum Berlin) vertreten. 2007 erschien eine kunstwissenschaftliche Dissertation von der Kunsthistorikerin Tuya Roth, der sich weitere Untersuchungen anschlossen und die die wachsende Bedeutung seines architekturfotografischen Werks für Baukultur und Denkmalschutz reflektieren. In Ausstellungen, die in Bonn und Berlin seit 2005 stattfanden, setzt sich Boris Schafgans mit der erzählerischen und dokumentarischen Dimension der Aufnahmen seines Vaters im Kontext sozialer, gesellschaftlicher und städtebaulicher Entwicklungen der Nachkriegszeit auseinander.

Literatur (Auswahl)

Die neue Rheinbrücke, Bonn 1949, herausgegeben von der Stadt Bonn, Fotos von Tempo/Bonn, Belling/Bonn, Schafgans/Bonn, Käte van Volxem-Preisker/Bonn, Hugo Schmölz/Köln, Alex Keller/Bonn, Engelbertz/Bonn, Engels/Bonn, Clemens/Bonn, Rob. Frei/Bonn, Vogel/Rheinhausen, Lantin/Köln, Ferd. Dümmlers Verlag, Bonn 1949

Bonn und sein Theater, hg. von Dr. Karl Pempelfort, Fotos von Hubert Stuckmann, daneben von Sachsse (1) und Schafgans (2), Wilh. Stollfuss Verlag, Bonn 1965

Ursel u. Jürgen Zänker, Bauen im Bonner Raum 49-69, Bonn 1969

Wolfgang Leuschner, Bauten des Bundes 1965-1980, Karlsruhe 1980

Renate Heidt, Porträtfotografie in vier Generationen. Das Atelier Schafgans in Bonn, Köln/Bonn 1980

Hans Schafgans, Porträtfotografie oder: Über den Umgang mit Menschen, in: Renate Heidt, Porträtfotografie in vier Generationen. Das Atelier Schafgans in Bonn, Köln/Bonn 1980

Theo Schafgans, Sechs Jahrzehnte hinter der Kamera - Mein Leben als Fotograf, in: Bonner Geschichtsblätter, Heft 35, Bonn 1984

Michel u. Michèle Auer, Encyclopédie internationale des photographes de 1839 à nos jours, Paris 1985

Hans Schafgans: "... auf einer Wiese Gans und Schaf …", in: Günther B. Ginzel, „das durfte keiner wissen!“ Hilfe für Verfolgte im Rheinland von 1933 bis 1945 - Gespräche. Dokumente. Texte, Landschaftsverband Rheinland, Köln 1995, S. 185 – 196

Sigrid Lekebusch, Not und Verfolgung der Christen jüdischer Herkunft im Rheinland, Köln 1995

Frank Günter Zehnder, Schafgans. 150 Jahre Fotografie, Köln 2004

Tuya Roth, "Was wie ein Detail erscheint, ist in Wirklichkeit das Ganze der Architekturfotografie". Das architekturfotografische Werk von Hans Schafgans aus den Jahren 1950 bis 1969, in: Frank Günter Zehnder, Schafgans. 150 Jahre Fotografie, Köln 2004

Klaus Honnef, Hans Schafgans - Die Porträts, in: Frank Günter Zehnder, Schafgans. 150 Jahre Fotografie, Köln 2004

Hans Schafgans, Die Fotografie und die Idee des Augenblicks, in: Frank Günter Zehnder, Schafgans. 150 Jahre Fotografie, Köln 2004

Boris Schafgans, Negative der Nachkriegszeit - Das Archiv Schafgans, in: Frank Günter Zehnder, Schafgans. 150 Jahre Fotografie, Köln 2004

Joachim Gerhardt / Lisa Inhoffen: Porträt eines Lichtbildners - Atelier-Besuch bei Hans Schafgans, in: Protestant, März/April 2006

Boris Schafgans, häuser straßen gegenstände, Bonn 2006

Tuya Roth, Hans Schafgans. Fotografien Bonner Architektur der fünfziger und sechziger Jahre, Diss., Bonn 2007

Boris Schafgans, Die Idee des Augenblicks - Zum achtzigsten Geburtstag von Hans Schafgans, in: Photo Presse, 17/2007

Tuya Roth, Hans Schafgans zum 80. Geburtstag - Ein Leben für die Photographie, in: frame #2, Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Photographie, Köln 2008

Martin Bredenbeck, Historisches Bildmaterial als Schlüssel zur Wertschätzung, in: Denkmalpflege im Rheinland, 4/2009

Martin Bredenbeck / Constanze Moneke / Martin Neubacher, Beethovenhalle Bonn - Konzerthaus. Festsaal. Denkmal., Bonn 2010

Tuya Roth, Architektonische Ideen im Bild. Die Beethovenhalle, photographiert von Hans Schafgans, in: Martin Bredenbeck / Constanze Moneke / Martin Neubacher, Beethovenhalle Bonn - Konzerthaus. Festsaal. Denkmal., Bonn 2010

Boris Schafgans, Der Ton dieser Jahre. Ein Plakat und seine Geschichte, in: Martin Bredenbeck / Constanze Moneke / Martin Neubacher, Beethovenhalle Bonn - Konzerthaus. Festsaal. Denkmal., Bonn 2010

Ralf Georg Czapla, Hans Schafgans, in: Killy Literaturlexikon, Berlin 2011

Martin Bredenbeck / Constanze Moneke / Martin Neubacher, Bauen für die Bundeshauptstadt, Bonn 2011

Sabine Wygas, „Fotos sind Erinnerungsgegenstände von großer Haltbarkeit“ - Boris Schafgans im Interview, in: B-Connect, 1/2012

Gerda Breuer, Architekturfotografie der Nachkriegsmoderne, Frankfurt a.M. 2012

Tuya Roth, "Ein Architekt kann seine Arbeit nicht mit sich herumtragen … aber Architekturfotos von Schafgans", in: Gerda Breuer, Architekturfotografie der Nachkriegsmoderne, Frankfurt a.M. 2012

Constanze Moneke, Vermittlung eines gefährdeten Denkmals, in: Ingrid Scheurmann, Kommunizieren – Partizipieren. Neue Wege der Denkmalvermittlung, Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Bd. 82, Rheinbach 2012

Deutsches Historisches Museum

Neue Deutsche Biographie

Quellen

Schafgans Archiv

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Rheinisches Landesmuseum Bonn

Deutsches Historisches Museum Berlin