Raphael Schlegel
Raphael Lucian Schlegel geb. Bossard (* 1839 in Breslau; † 1907 in Elberfeld), Fotograf in Elberfeld 1863–1903.
Familie
Raphael Bossard war das einzig überlebende von drei Kindern des „Lebenskünstlers“ Heinrich Bossard (1816–1871) und seiner ersten Ehefrau Jenny geb. Biow (1813–n. 1858), die das Fotografenhandwerk von ihrem Bruder, dem Daguerreotypisten Hermann Biow (1810–1850) erlernte. Nach der Scheidung von Bossard heiratete seine Mutter 1850 in Hamburg-Wandsbeck den Fotografen Julius Schlegel, dessen Familiennamen Raphael Bossard später übernahm.
Raphael Bossard-Schlegel war zweimal verheiratet: Zuerst mit Julie Auguste Jacobi. Aus der Ehe stammt die Tochter Julie Magdalena Johanne, die in Arco (Tirol) den Trentiner Agnus Arcadius Rosina heiratete.[1]. In zweiter Ehe heiratete er in Hamburg Amanda Ammé[2]
R. Schlegel, wie er sich später nannte, hatte zwei Söhne, Raphael Arthur Schlegel (1865–1946) und Oskar Schlegel (1869–1905), die beide Fotografen wurden.
Werdegang
- Nach ihrer Trennung zog Jenny Bossard-Biow 1842 nach Hamburg zu ihrem Bruder, dem Daguerreotypist Hermann Biow. Bei ihm und dann auch bei seiner Mutter kam Raphael Schlegel schon früh in Kontakt mit der frühen Fotografie. 1853, mit 14 Jahren stellte er seiner erste Daguerreotypie her.[3] Er besuchte das Johanneum in Hamburg. Vermutlich wurde Schlegel von seinem Stiefvater Julius Schlegel ausgebildet, der ab 1858 ein festes Atelier in Reichenberg hatte.
- Nach ausgedehnten Reisen, z.T. mit seinem Stiefvater (1857 in Königsberg[4]) kam Schlegel zuerst nach Krefeld und ließ sich dann 1863 in Elberfeld als Maler und Fotograf nieder. „Ständige Ateliers, wie sie heute existieren, gab es damals noch nicht; ein kleiner Garten mit weißer Mauer genügte, um die Kamera aufzustellen und das Atelier zu eröffnen.“[3]
- Das Geschäft in Elberfeld lief offensichtlich gut, denn 1870/71 konnte Schlegel eine Filiale in Barmen eröffnen. Dafür suchte er 1871 einen „Photograph, der einem elegant eingerichteten Atelier ersten Ranges selbstständig vorstehen kann.“[5] Obwohl er 500-600 Taler Gehalt bot, fand er zunächst keinen Bewerber, denn 1872 inserierte ein ähnlich lautendes Angebot mehrfach im „Photographisches Archiv“.[6]
- Schlegel war unablässig bemüht, seinen Geschäftsbetrieb zu vervollkommnen. Wiederholt machte er Reisen und brachte aus London und Paris die Einrichtung für Aufnahmen mit elektrisches Licht mit, worauf er sich mit der Zeit spezialisierte.
- 1893 gründete er den „Bergisch-Märkischen Photographen-Verein“ und wurde dessen erster Präsident. Er war auch ein eifriges Mitglied und Förderer des „Rechtsschutz-Verbandes Deutscher Photographen“. Außerdem war Schlegel Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins in Elberfeld (1878).[7]
- 1894 arbeitete sein Sohn Raphael Arthur mit im Fotoatelier in Elberfeld, Kasino-Str. 7.
- Am 12. Juni 1903 feierte Raphael Schlegel sein 50-jähriges Berufsjubiläum und zugleich sein 40-jähriges Geschäftsjubiläum als Fotograf in Elberfeld und mit einer Filiale in Barmen.[8]
Ateliers
- Elberfeld, Kippdorf 57 (ab 1863)
- Elberfeld, Casino-Str. 7 (ab spätestens 1892) „Chemigraphische und photographische Kunstanstalt“
- Barmen, Am alten Markt (Filiale, Fotobeleg 1874)
Literatur
- R. Schlegel (Nekrolog). In: Photographische Chronik, 14. Jg. (1907), Nr. 76 (15. Sept. 1907), S. 471.
Veröffentlichungen
- Ein Negativ ist in ein Positiv zu verwandeln. In: Fotografische Rundschau und Mitteilungen, Band 9 (1872), S. 312.
Fotos
- http://genwiki.genealogy.net/Schlegel_(Elberfeld)/Fotostudio
- CdV 1874 in der deutschen Fotothek
- CdV um 1873 Sammlung historischer Fotografien (SaHiFo) von Stefan Rohde-Enslin
Weblinks
- Künstlerdatensatz Raphael Schlegel in der deutschen Fotothek
- https://www.rosina.net/familiennamen/bossard/raphael-lucian-bossard-schlegel/index.html
- Fotografin Jenny_Bossard-Biow (Mutter) in der Wikipedia
- Fotograf Hermann Biow (Onkel) in der Wikipedia
Oskar Schlegel
Der jüngere Sohn Oskar Bossard-Schlegel (* 1869 in Elberfeld; † 30. Nov. 1905 in Arco/Tirol wurde auch Fotograf. Mitte 1897 mietete er und seine Frau Anna geb. Bauer die ehemalige „Villa Wohlauf“ in Arco/Tirol und richteten dort ein Fotoatelier ein. Im Jahr 1900 kauften sie die Villa und eröffneten Anfang 1901 im selben Haus zusätzlich ein Hotel mit Pension: Germania.[9]
Einzelnachweise
- ↑ https://www.rosina.net/downloads/vorfahren.pdf
- ↑ https://www.ancestry.de/search/collections/hamburgmarriages/
- ↑ 3,0 3,1 R. Schlegel (Nekrolog). In: Photographische Chronik, 14. Jg. (1907), Nr. 76 (15. Sept. 1907), S. 471.
- ↑ Reichenberger Wochenblatt, Band 10 (1857), S. 778 = Nr. 43 (24. Oktober 1857).
- ↑ Photographische Correspondenz, Band 8 (1871), Nr. 90, S. X.
- ↑ Photographisches Archiv,Band 14 (1872), S. 36, 48 und 60.
- ↑ Jahresberichte des Naturwissenschaftlichen Vereins in Elberfeld, Band 5 (1878), S. 38, Nr. 59.
- ↑ Photographische Kunst. Halb-Monatsschrift für künstlerische Fach-Photographie. Amtliches Organ des Süddeutschen Photographen-Vereins (E.V.), Band 2 (1903), S. 144.
- ↑ https://www.rosina.net/orte/arco.html
Gallerie