Édouard Hannon

Fotograf, Ingenieur

Lebensdaten

Geb. 1853 in Brüssel, gest. 1931 in Brüssel (St.-Gilles)

Werdegang

„Der aus dem Brüsseler Bürgertum stammende Edouard Hannon studierte von 1871 bis 1875 an der Universität Gent und wurde Ingenieur.

Als leidenschaftlicher Amateurfotograf gehörte er 1874 zu den 143 Gründungsmitgliedern der Association belge de Photographie (A.B.Ph.), der ältesten belgischen Fotogesellschaft.

1876 ​​begann er bei der Firma Solvay zu arbeiten, zunächst im französischen Département Dombasle in der Nähe von Nancy. Dort lernte er seine Frau Marie Debard kennen und 1880 wurde ihre einzige Tochter Denise geboren, die später als Modell für sein Foto Coppélia dienen sollte. 1883 wurde er technischer Generaldirektor der S.A. Solvay, eine Position, die zahlreiche Geschäftsreisen in die Länder mit sich brachte, in denen neue Niederlassungen gegründet wurden: Russland, Amerika, Spanien, Italien.

Dort fotografierte er ausgiebig und 1892 fand in Brüssel die erste Vorführung seiner Reisedias statt. 1895 ist das Jahr, in dem er „Coppélia“ realisierte und Mitorganisator des Salon Photographique Belge war.

Edouard Hannon war einer von fünf Belgiern, die an der ersten Ausstellung des Photo-Club de Paris im Jahr 1894 teilnahmen und dort eine Goldmedaille gewannen. Weitere internationale Auszeichnungen erhielt er 1896 in Berlin und 1902 in Brüssel.

Im Jahr 1898 verkaufte Hannon zwei Werke – „Coppélia“ und „Au soleil levant“ – an das zwei Jahre zuvor gegründete Musée de la Photographie im Cinquentenaire in Brüssel, praktisch das erste Fotomuseum der Welt.

1904 ließ er sein Haus an der Ecke Verbindingslaan in Sint-Gillis nach einem Entwurf des Jugendstilarchitekten Jules Brunfaut, einem Jugendfreund von Hannon, mit einem Flachrelief von Victor Rousseau und der Innenarchitektur von Émile Gallé errichten Majorelle. Etwa achtzig Jahre später sollte dieses Hôtel Hannon zum geräumigen Zuhause des „Espace Photographique Contretype“ werden.

Edouard Hannon blieb eine Zeit lang ein illustrer Unbekannter in aktuellen Fotoanthologien, bis 1977 der Fotograf Gilbert de Keyser zusammen mit Contretype]] begann, Hannons fotografisches Erbe wiederzuentdecken.

Es gibt nur wenige Originalabzüge, aber es sind mehr als 2.300 Negative erhalten geblieben (davon mehr als 1.000 im Antwerpener Fotomuseum). Ein wesentlicher Teil davon sind Porträts seiner Familie und Freunde. Besonders die zahlreichen Kinderporträts bestechen durch ihre entspannte Natürlichkeit.

Unter den Reisefotos stechen diese aus Russland (um 1883) hervor. Es handelt sich um bemerkenswert realistische Dokumente, ohne Anekdoten und unter innovativen Gesichtspunkten und Kompositionsschemata realisiert. Hinzu kommen seine künstlerischen, explizit bildnerischen Arbeiten, die sich hauptsächlich auf Landschaften und in geringerem Maße auf Stillleben konzentrieren.

Interessanterweise untersuchte Hannon systematisch die plastischen Möglichkeiten eines bestimmten Motivs (z. B. Spiegelungen auf einer Wasseroberfläche). „Viele seiner Werke drücken eine spezifische fotografische Vision im modernen Sinne des Wortes aus“, sagt Jean-Louis Godefroid. Die gewagte Rahmung (Plongée, Cut-offs, Schattenspiel), die Übersetzung von Raum und Zeit (z. B. in Sequenzen) führen dazu, dass Hannons Werk weit entfernt ist von einer Fotografie, die ihr Wesen in den Codes des Pictorialismus verliert. Zugleich strahlen seine besten Bilder die undefinierbare Ruhe, die Langsamkeit der Pioniere aus. Oder wie Edouard Hannon 1882 in einem Brief an seine Schwester Mariette Rousseau etwas prosaischer schrieb: „Vraiment, wenn Sie ein professioneller Fotograf sind, wenn Sie eine Betäubung mit Ihren Kunden anstreben, dann sind Sie immer noch aufgeregt, sodass Ihre absolute Ruhe augenblicklich eintrifft.“