Ferdinand Buyle

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Fotograf

Lebensdaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geb. 1872 in Lokeren/B, gest. 1949 in Brüssel/B

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte Ferdinand Buyle zusammen mit seinen Konkurrenten Théo Boute und seinem älteren Bruder Gustave Buyle – zu dem er kaum Kontakt hatte – zur unangefochtenen Elite der Porträtfotografie in unserem Land. Zu seinen Kunden gehörten neben verschiedenen Mitgliedern der königlichen Familie vor allem die Elite des belgischen Adels und des Großbürgertums.

In seinem luxuriös ausgestatteten Atelier traten auch die prominentesten Politiker auf. Allerdings begann seine Karriere recht bescheiden in Lokeren, woraufhin er sein Atelier nach Sint-Niklaas verlegte. Auch dort blieb er nur kurze Zeit, da er sich 1902 endgültig in Brüssel niederließ. Weniger als ein Jahr später eröffnete er eine Filiale in Antwerpen, zunächst am Teniersplaats, später, etwa 1922, in einem sehr geräumigen Gebäude am Meir.

Ferdinand Buyle strebte in allen Bereichen seines Berufs nach Perfektion. Er scheute keine Mühen, seinen Kunden ein Ergebnis zu präsentieren, das Gründlichkeit und Luxus ausstrahlte. Nur die beste Ausrüstung und die erlesensten Materialien waren gut genug. Um Kartons, Hüllen, Pinsel, Bleistifte und Tinte zu kaufen, besuchte Buyle regelmäßig persönlich die angesehensten Fachgeschäfte in Paris. Auf diese Weise informierte er sich auch über die neuesten Gadgets und Trends in der Branche.

Die Spezialität des Hauses waren Porträts, die als Fotogravuren ausgeführt wurden. Oftmals behielt nur das Gesicht der Porträtierten einen rein fotografischen Charakter, während der Hintergrund und die Kleidung aufwändig mit dem Stichel nachbearbeitet wurden. Dadurch erhielten seine Porträts einen exklusiven und „künstlerischen“ Charakter. Buyle nutzte dieselbe Technik auch, um zusammengesetzte Porträts zu erstellen, bei denen einzelne Aufnahmen derselben Person oder verschiedener Personen, beispielsweise Eltern und Kinder, auf einer Platte zusammengeführt wurden.

Seine Arbeitsmethoden waren arbeitsintensiv und erforderten besondere technische und künstlerische Fähigkeiten. Der Fotograf wurde daher umfassend von Assistenten und Auszubildenden unterstützt. Der Meister unterrichtete diese Lehrlinge in den verschiedenen Bereichen des Berufs, so dass sich das Buyle-Studio tatsächlich zu einer Fotoschule entwickelte.

Die Leitung der Filiale in Antwerpen wurde dem Schwager von Ferdinand Buyle, Arthur de Maeyer, anvertraut, der, unterstützt von Assistenten, selbst für die gesamte Aufnahme und den Druck verantwortlich war, aber jede Woche nach Brüssel reiste, um die Fotos signieren zu lassen durch Buyle, „der einzige Meister“. Diese Unterschrift war das ultimative Qualitätsmerkmal.

1930 bot die neu gegründete Union des Photographes Professionnels de Belgique Ferdinand Buyle die Ehrenpräsidentschaft an. Buyle genoss diesen besonderen Status und unterstützte die Aktivitäten dieses Vereins großzügig finanziell. Er war inzwischen ein wohlhabender Mann geworden, hatte eine Villa in Watermaal-Bosvoorde gebaut und fuhr in einem luxuriösen Auto herum. Dennoch ist ihm nicht entgangen, dass die meisten seiner jüngeren Kollegen den Begriff der Porträtfotografie inzwischen völlig anders interpretiert hatten und dass sein eigener Ansatz, so gründlich er auch war, allmählich anachronistisch geworden war.“ [1]

Quelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zitiert aus: Belgische Fotografen 1840-2005, Ausst.-Katalog FotoMuseum Provincie Antwerpen (PA), Antwerpen 2005, ISBN 90-5544-556-8