Louis-Pierre-Théophile Dubois de Nehaut

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Fotograf

Lebensdaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geb. 1799 in Douai/F, gest. 1872 in Brüssel/B

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Ritter L.P.T. Dubois de Nehaut war Richter am Gericht erster Instanz in Lille (Frankreich), emigrierte jedoch wie viele seiner Landsleute nach der Revolution von 1848 nach Brüssel. Hier führte er ein Leben im Ruhestand und entwickelte sich zum talentiertesten Amateurfotografen seiner Zeit.

Im Gegensatz zum statischen Charakter, der die meisten Fotografien des 19. Jahrhunderts kennzeichnet, dominiert in seinen Werken meist der Momenteffekt. Dubois de Nehaut gab sich nicht mit einfachen Lösungen zufrieden, sondern freute sich stets auf technische und organisatorische Herausforderungen.

Ein Album mit dem Titel „Promenade aux environs de la Place de Cologne à Bruxelles“ stammt aus dem Jahr 1854 und enthält neben einigen Porträts und zwei Selbstporträts vor allem Aufnahmen des heutigen Rogierpleins, aufgenommen aus dem Fenster seiner Wohnung, und zwei Aufnahmen von Mechelen Bahnhof. Dubois de Nehaut nannte diese Aufnahmen in seinen Bildunterschriften „épreuves instantanées“. Tatsächlich achtete er weniger auf die architektonische Umgebung als auf die Darstellung der atmosphärischen Bedingungen und der Bewegung auf der Straße. Aus diesem Grund bevorzugte er auch das schnelle Kollodiumverfahren. Im selben Jahr machte Dubois de Nehaut auch Aufnahmen im Brüsseler Zoo. Unter das Foto von Miss Betzy, der Elefantin, die nicht posieren wollte, schrieb er mit etwas Humor: „Encore un unmöglich à faire.“ 12ème glace’.

Im Juli 1856 schuf Dubois de Nehaut in Zusammenarbeit mit dem französischen Amateurfotografen Humbert de Molard eine bemerkenswerte Serie von etwa sechzig Bildern, in der systematisch und detailliert über die Feierlichkeiten anlässlich des 25. Jahrestages des Beitritts berichtet wurde Er bestieg den Thron von König Leopold I. Entlang der Paradestrecke hatte er sich zahlreiche hervorragende Aussichtspunkte gesichert, von denen aus er das Geschehen verfolgen konnte. Die Bewegungsunschärfe, wie sie beispielsweise durch wehende Fahnen oder eine sich bewegende Menschenmenge entsteht, verleiht diesen Bildern einen ungewöhnlich lebendigen Charakter.

Diese Serie war in vielerlei Hinsicht eine Weltneuheit im Bereich der Fotoreportage. Einen ähnlichen Bericht widmete Dubois de Nehaut im Juni 1857 den Militärmanövern im Bois de Boulogne in Paris. Die Titelseite trägt den Untertitel: „Etudes de photographie rapide dans toutes les Conditions de lumière“.

Die Serie „Les Trésors de l'Art Ancien dans les Flandres“ stammt aus dem Jahr 1859. Es bestand aus siebzig Tafeln nach Gemälden der flämischen Primitiven, die größtenteils in den Brügger Sammlungen enthalten waren. In diesem Fachgebiet konnte Dubois de Nehaut jedoch nicht mit Edmond Fierlants konkurrieren, der fast zeitgleich ein ähnliches Projekt entwickelt hatte.

Um 1860 machte Dubois de Nehaut zahlreiche Stereoaufnahmen, unter anderem in Antwerpen. Sein letztes bekanntes Werk, „La Journée des Parapluies“, stammt aus dem Jahr 1867.

Bemerkenswert ist, dass Dubois de Nehaut als Amateurfotograf fast alle seine Bilder durch die Pflichtablieferung urheberrechtlich schützen ließ. Es deutet darauf hin, dass er zumindest darüber nachgedacht hat, es zu kommerzialisieren.“ [1]

Quelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zitiert aus: Belgische Fotografen 1840-2005, Ausst.-Katalog FotoMuseum Provincie Antwerpen (PA), Antwerpen 2005, ISBN 90-5544-556-8