Marcel Broodthaers
Künstler, Fotograf
Lebensdaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Geb. 1926 in Brüssel/B, 1926, gest. 1976 in Köln/D
Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ebenso wie der Film ist die Fotografie eines der tragenden Medien im Werk des bildenden Künstlers Marcel Broodthaers.
Ab 1957 begann Broodthaers, eigene Aufnahmen zu machen, um Artikel zu illustrieren, die er beruflich als Kritiker und Journalist verfasste. Kurz darauf erschienen erste künstlerisch inspirierte Fotografien, teilweise koloriert, in Kombination mit Texten oder als Postkarte vervielfältigt. Viele dieser fotografischen Experimente verarbeitete Broodthaers später in neuen Collagen, Objekten und Installationen.
Darüber hinaus setzte sich der Künstler in zahlreichen Texten, poetischen Notizen und Gedichten weiterhin mit dem Medium auseinander. In seinen sogenannten „Photopoèmes“, darunter „La Photographie“ (1961) und „Le Négatif“ (1961-1962), untersuchte er die grundlegenden Komponenten der Fotografie und die komplexe Verbindung zwischen Wort und Bild. Ein Großteil seiner Schriften konzentrierte sich auf die Reproduzierbarkeit des fotografischen Bildes. Die Frage nach der Bedeutung und dem Wert eines künstlerischen Originals beschäftigte ihn während seines gesamten visuellen Schaffens.
Broodthaers fertigte überwiegend Schwarz-Weiß-Fotografien an, die oft nacheinander aufgenommen oder nachträglich in Serie zusammengestellt wurden. Wie ein reisender Reporter hatte er seine Kamera immer dabei, um die kleinen, alltäglichen Dinge festzuhalten, die ihm über den Weg liefen. Es machte ihm Spaß, die Art und Weise zu studieren, wie Menschen sich gruppieren und organisieren, was beispielsweise zu einer Reihe von Aufnahmen des Speaker's Corner im Londoner Hyde Park (1961) führte. Seine Faszination für die Institution Museum spiegelt sich in seinem fotografischen Werk in immer wiederkehrenden Bildern von Ausstellungshallen und flanierenden oder aufmerksamen Besuchergruppen wider.
In den frühen 1960er Jahren verbrachte Broodthaers längere Zeit in Süd-Limburg in den Niederlanden, der Geburtsregion seiner Frau Maria Gilissen. Die rund 400 Fotos, die er dort aufgenommen hat, können zwar nicht unmittelbar seinem künstlerischen Gesamtwerk zugerechnet werden, verraten aber dennoch viel darüber, wie Broodthaers das Medium betrachtete und damit umging. Er fotografierte intensiv das lokale Dorfleben mit besonderem Interesse an Straßenfesten und Blaskapellen, Hochzeiten, Theateraufführungen, Markttagen und Café-Treffen. Jeder Umzug bzw. jede Prozession wurde vorzugsweise von Anfang bis Ende aufgezeichnet, bis alle Statisten sein Fenster passiert hatten.
Derartige Bildsequenzen verdeutlichen Broodthaers‘ Vorliebe für die konsequente Anordnung unterschiedlichster und absurdester Elemente. Seine Beschäftigung mit Sprache als Bild und Zeichen kehrt in der Limburg-Serie in den vielen Straßennamen und Verkehrsschildern zurück, die er fotografiert. Von den Porträts, die Broodthaers zwischen 1957 und 1967 kontinuierlich anfertigte, wurde zu seinen Lebzeiten eine Mappe unter dem doppeldeutigen Titel „Très simple et très complex“ veröffentlicht. Die Publikation zum interdisziplinären Projekt „Statues de Bruxelles“, für das Broodthaers die Gedichte und Julien Coulommier die Fotos verfassten, erschien posthum. Beide Künstler hatten bereits in der Vergangenheit zusammengearbeitet: 1958 schrieb Broodthaers den Einführungstext für Coulommiers Einzelausstellung im Brüsseler Centre for Fine Arts und er erfand für einige der ausgestellten Fotos Titel mit poetischer oder surrealistischer Note. Marcel Broodthaers starb 1976 in Köln und sein Gesamtwerk ist eines der bedeutendsten der Belgische Kunst.“ [1]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Willfried Baatz (Hg.), Geschichte der Fotografie, Mit einem Vorwort von L. Fritz Gruber, DuMont-Schnellkurs, Köln 1997, ISBN 3-7701-3616-0
Quelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Zitiert aus: Belgische Fotografen 1840-2005, Ausst.-Katalog FotoMuseum Provincie Antwerpen (DS), Antwerpen 2005, ISBN 90-5544-556-8